Gespräch

»Ich mochte den Star-Rummel nie«

Luise Rainer über Hollywood, Fellini und ihren Lieblingsfilm

von Michael Wuliger  06.09.2011 17:31 Uhr

Trinkt lieber Champagner: Luise Rainer am Montag in Berlin Foto: dpa

Luise Rainer über Hollywood, Fellini und ihren Lieblingsfilm

von Michael Wuliger  06.09.2011 17:31 Uhr

Frau Rainer, Gratulation zu Ihrem längst überfälligen Stern auf dem Berliner Boulevard der Stars. Auf dem Foto sieht man Sie bei der Feier nach der Einweihung. Was trinken Sie da?
Ich weiß nicht genau, was es ist. Es war jedenfalls zu süß. Was ich wirklich liebe, ist Champagner.

Sie sind jetzt 101 Jahre alt. Erinnern Sie sich noch, wie Sie zur Schauspielerei gekommen sind?
Ich weiß noch, dass mein Vater strikt dagegen war. Meine Mutter nicht. Aber mein Vater war snobistisch. Schauspielerei war für ihn unter der Familienwürde. Auf der Bühne zu stehen, gehörte sich nicht für ein Mädchen aus guter Familie. Als er davon erfuhr, dass ich zum Theater wollte – ich habe es ihm nicht selbst gesagt, er hörte es von anderen – erklärte er: »Meine Tochter wird eine Hure werden.«

Sie haben Ihren Weg dennoch gemacht, als einzige Deutsche den Oscar gewonnen – gleich zweimal, 1936 und 1937.
Ja, ich habe sehr viel Glück gehabt.

Dabei war ein viel zitierter Zeitungsartikel über Sie aus jener Zeit betitelt: »The girl who hates movies«. Stimmt das? Hassten Sie Filme?
Es ist wahr. Ich mochte das Filmgeschäft nicht.

Warum nicht?
Ich fand den Star-Rummel unsinnig. Ich wollte arbeiten, eine große Schauspielerin werden. Ich hatte mir nicht vorgestellt, dieses Leben voller Äußerlichkeiten zu führen.

Sie sind dann von Hollywood weggegangen, nach London. Ende der 5oer-Jahre wollte Federico Fellini Sie in »La Dolce Vita« besetzen. Sie haben das Angebot abgelehnt. Wieso?
Auch wenn Fellini mit dem Film einen Riesenerfolg gehabt hat – ich fand die Story blödsinnig. Auch heute noch, im Nachhinein. Die getöteten Kinder, Anita Ekberg, die im Trevi-Brunnen steht und jault wie ein Hund – ich fand das alles übertrieben.

Sie sind eine Zeitgenossin von Filmlegenden wie Greta Garbo ...
... Garbo habe ich geliebt.

Gibt es heute Schauspielerinnen, die Sie bewundern?
Julia Roberts. Ich liebe sie. Sie ist eine wundervolle Schauspielerin. Aber der letzte richtige große Star meiner Ära war dieses schöne Mädchen mit dem langen Hals und den Givenchy-Kostümen: Audrey Hepburn.

Von allen Filmen, die je gedreht wurden – welcher ist Ihr Lieblingsfilm?
Mein Lieblingsfilm ist eine englische Produktion. »Chariots of Fire«, deutsch »Die »Stunde des Siegers«, von, ich glaube, Anfang der 80er-Jahre. Die Geschichte von zwei britischen Sprintern bei der Olympiade 1924.

Fernsehen

Arte zeigt Dokumentation über die Wurzeln jiddischer Musik

»Das Klezmer Projekt« ist ein bewegender dokumentarischer Liebesfilm

von Gaby Sikorski  15.11.2024

Imanuels Interpreten (1)

Flora Purim: Das Unikum

Die in Rio de Janeiro geborene Sängerin liefert eine einzigartige Melange der Klänge

von Imanuel Marcus  15.11.2024

Kolumnen

Die Zukunft umarmen

Anetta Kahane plädiert mit radikaler Unbedingtheit für eine offene Gesellschaft, befindet Rezensentin Sandra Kreisler

von Sandra Kreisler  15.11.2024

Amsterdam

Museum: Pissaro-Bild und tragische Geschichte seiner Eigentümer

Eine jüdische Familie muss ein Gemälde verkaufen, um zu überleben. Nun wird die Geschichte erzählt

 15.11.2024

Italien

Kino zeigt Film über Holocaust-Überlebende nicht

Aus Angst vor Protesten nimmt ein Filmtheater in Mailand die Doku »Liliana« aus dem Programm

von Robert Messer  14.11.2024

Literatur

»Schwarze Listen sind barbarisch«

Der Schriftsteller Etgar Keret über Boykottaufrufe von Autoren gegen israelische Verlage, den Gaza-Krieg und einseitige Empathie

von Ayala Goldmann  14.11.2024 Aktualisiert

Interview

»Wir sind keine zweite Deutsch-Israelische Gesellschaft«

Susanne Stephan über den neuen Verband Jüdischer Journalistinnen und Journalisten

von Ayala Goldmann  14.11.2024

Film

Verstörend

»No Other Land« blickt bewusst einseitig auf einen Konflikt zwischen Israels Armee und Palästinensern

von Jens Balkenborg  14.11.2024

USA

Leinwand-Kämpfer

»Fauda«-Star Lior Raz schwitzt und blutet nun auch in »Gladiator II«. Damit gehört er zur jüdischen A-List der Traumfabrik – und wird Teil einer alten Tradition

von Sarah Thalia Pines  14.11.2024