Herr Braff, in Ihrem Film »Wish I was here«, der am 9. Oktober in die deutschen Kinos kommt, gehen Sie mit der Religion hart ins Gericht. Haben Sie dafür einstecken müssen?
Nicht direkt. Es gibt sicher Leute, die finden, dass wir übertrieben haben. Aber die Fans mögen es, und darauf kommt es an.
Es gibt im Film den Satz »Du versteckst dich in einem Goldfischglas« als Kritik an Menschen, die nur noch über Facebook, Twitter und Instagram kommunizieren. Warum?
Weil die sozialen Medien die Leute zynischer gemacht haben, fieser auf vielerlei Art. Die Anonymität im Internet hat viel dazu beigetragen. Natürlich gibt es auch nette Menschen, aber ich denke, viele Leute sind wütend und unglücklich. Und sie gehen online, um dort anonym Dampf abzulassen.
»Wish I was here« haben Sie über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter finanziert. Sie sind dafür sehr kritisiert worden: Hollywoodstars nutzten die einzigen Finanzierungsmöglichkeiten der kleinen Leute aus, so lautete der Vorwurf. Worum ging es?
Ich glaube, einige Leute waren sauer, dass es funktioniert hat. Tatsächlich gab es aber einen positiven Effekt: Menschen, die nie zuvor auf Kickstarter waren, haben sich unseretwegen angemeldet und dann andere Projekte gefunden, die sie interessierten.
Kritiker werfen Ihren Filmen gern Schmalzigkeit vor. Was antworten Sie denen?
Ich bin sentimental, und ich mag es. Wenn das nicht jedermanns Geschmack ist, ist es auch okay.
Glauben Sie, Menschen haben Angst vor Sentimentalität?
Jeder weiß, wenn du einen Film über Gefühle machst, werden die Kritiken nicht so toll. Das ist eine Regel. Aber wir machen die Filme ja nicht für die Kritiker. Außerdem polarisiere ich lieber, als die Farbe Beige an einer Wand zu sein. Die Leute haben »Scrubs« gehasst, und dann wurde es ein Phänomen. Das Gleiche passierte bei »Garden State«. Ich kann nicht jedem gefallen.
Nach einem Sommer in Europa voll von Beleidigungen und Übergriffen gegen Juden gab es in Berlin-Mitte im September eine Großveranstaltung gegen Antisemitismus. Nun kommt Ihr Film daher und erzählt völlig entspannt und lustig vom Jüdischsein. Was, glauben Sie, macht das deutsche Publikum damit?
Die deutsche Kickstarter-Premiere ist wirklich gut gelaufen. Rund 700 Unterstützer waren da. Ich glaube, die sind interessiert und neugierig. Die Juden und die Deutschen haben eine wahnwitzige Geschichte miteinander, deshalb ist es interessant für mich, wie sie den Film aufnehmen. Vor allem aber wird es nicht schaden, weiterhin zu zeigen, wie gleich wir doch alle sind.
Mit dem Schauspieler sprach Hannah Persson.
Der Trailer zum Film:
www.youtube.com/watch?v=SIJI0MdIr8I