Eklat

»Ich fühle mich nicht angesprochen«

Alexander Farenholtz Foto: imago stock&people

Die Antisemitismus-Skandale rund um die diesjährige documenta nehmen kein Ende. Nachdem in den vergangenen Tagen weitere, antisemitische Werke identifiziert worden sind, steht nun der neu eingesetzte documenta-Geschäftsführer Alexander Farenholtz massiv unter Druck.

Doch in einem Interview mit »hessenschau« weist der Kulturmanager jetzt jede Verantwortung von sich und erklärte, dass er sich ohnehin nicht dazu berufen fühle zu sagen, was »was Antisemitismus genau ist«.

»Ich rätsele ein bisschen, was ich zu diesem Vorwurf sagen muss. Ich fühle mich nicht angesprochen.«

documenta-Chef Farenholtz

Ein kurzer Blick zurück: Auf den antisemitischen Großbanner »People’s Justice« des indonesischen Künstlerkollektiv Taring Padi, das den Rücktritt der documenta-Generaldirektorin Sabine Schorman zur Folge hatte, folgte vor wenigen Tagen der Fund weiterer antisemitischer Abbildungen auf der documenta.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Das ergab eine Untersuchung der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen (RIAS Hessen). Die RIAS-Projektleiterin Susanne Urban verifizierte diese Meldung. Eine Besucherin hatte Darstellungen in einer Broschüre mit dem Titel »Presence des Femmes« gemeldet.

Die Broschüre erschien 1988 in Algier und enthält Zeichnungen, die antisemitische Stereotype bedienen und dem Staat Israel sein Existenzrecht absprechen. Sie stammen von dem syrischen Künstler Burhan Karkoutly.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Das American Jewish Committee und die FDP forderten, dass die documenta sofort abgebrochen werden müsse. Auch Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, erklärte, dass es »kaum mehr vorstellbar« erscheine, dass die Kunstschau bis zum offiziellen Ende am 25. September 2022 geöffnet bleibt.

Alexander Farenholtz lehnt indes solche Forderungen strikt ab: »So eine Aussage kann nur von jemandem kommen, der sich mit der Dynamik von Kunstausstellungen nicht auskennt.«

Weiter betonte er, dass die documenta in dieser Debatte kein Gesprächspartner sei und dies »auch nicht sein kann oder will.« Vielmehr sei sie das »Objekt der Betrachtung.« Die Debatte müssten andere führen, findet Farenholtz.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Auch von der Kritik der Jüdischen Gemeinde Frankfurts, die dem neuen documenta-Chef die Verharmlosung von Antisemitismus vorwarf, fühle sich Farenholtz nicht angesprochen. Zudem finde er, dass er sich zu der Frage, was Antisemitismus ist und was nicht, nicht äußern sollte, weil er »nicht die nötige Expertise dazu habe«.

Position Ähnlich äußerte er sich zu der Frage, ob er die neu entdeckten und als lupenrein antisemitisch eingestuften Karikaturen, ebenfalls als judenfeindlich bewerte: »Ich fühle mich nicht berufen zu beurteilen, welchen Charakter Exponate dieser documenta haben dürfen und welchen nicht. Das obliegt alleine der künstlerischen Leitung.« Eine Position dazu möchte er deshalb nicht einnehmen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Fernsehen

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Das Drama auf Arte erzählt von einem jüdischen Belgier, der im KZ als angeblicher Perser einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll. Dabei kann er die Sprache gar nicht

von Michael Ranze  25.04.2025

100 Jahre "Der Prozess"

Was Kafkas »Der Prozess« mit KI und Behörden-Wirrwarr gemeinsam hat

Seine Liebesworte gehen auf TikTok viral. Unheimlich-groteske Szenen beschrieb er wie kein Zweiter. In Zeiten von KI und überbordender Bürokratie wirkt Franz Kafkas Werk aktueller denn je - eben kafkaesk

von Paula Konersmann  25.04.2025

Reykjavik

Island fordert Ausschluss Israels vom ESC

Das Land schließt sich damit der Forderung Sloweniens und Spaniens an. Ein tatsächlicher Ausschluss Israels gilt jedoch als unwahrscheinlich

 25.04.2025

Popkultur

Israelfeindliche Band Kneecap von zwei Festivals ausgeladen

Bei Auftritten verbreiten die irischen Rapper Parolen wie »Fuck Israel«. Nun zogen die Festivals Hurricane und Southside Konsequenzen

von Imanuel Marcus  25.04.2025

Berlin/Brandenburg

Filmreihe zu Antisemitismus beim Jüdischen Filmfestival

Das Festival läuft vom 6. bis 11. Mai

 25.04.2025

Fernsehen

Ungeschminkte Innenansichten in den NS-Alltag

Lange lag der Fokus der NS-Aufarbeitung auf den Intensivtätern in Staat und Militär. Doch auch viele einfache Menschen folgten der Nazi-Ideologie teils begeistert, wie eine vierteilige ARD-Dokureihe eindrucksvoll zeigt

von Manfred Riepe  24.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  24.04.2025

Imanuels Interpreten (8)

Carly Simon: Das Phänomen

Die Sängerin und Songschreiberin mit jüdisch-deutschem Familienhintergrund führt ein aufregendes, filmreifes Leben – Verbindungen zu einer singenden Katze, einem rollenden Stein, zu Albert Einstein und James Bond inklusive

von Imanuel Marcus  24.04.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus  24.04.2025