Katarzyna Wielga-Skolimowska

»Ich bin generell gegen Boykott«

Katarzyna Wielga-Skolimowska, die neue Künstlerische Leiterin der Kulturstiftung des Bundes Foto: picture alliance/dpa

Die neue Künstlerische Leiterin der Kulturstiftung des Bundes, Katarzyna Wielga-Skolimowska (46) hat sich von Boykotten in der Kultur und damit auch von der Israel-Boykottbewegung BDS (»Boycott, Divestment and Sanctions«) distanziert, die der Bundestag in einem Beschluss von Mai 2019 als antisemitisch eingestuft hatte.

»Ich bin generell gegen Boykott im Bereich Kultur. Das ist Gewalt gegenüber Künstlerinnen und Künstlern, den Menschen, mit denen man auf allen Seiten sprechen kann. Ich kann das nicht akzeptieren«, sagte Katarzyna Wielga-Skolimowska am Dienstag bei einem Pressegespräch in Berlin.

STUDIENREISEN Die gebürtige Polin war von 2006 bis 2009 Kuratorin und Koordinatorin des Polnischen Jahres in Israel. In dieser Zeit organisierte sie zahlreiche Studienreisen für einzelne Israelis nach Polen und umgekehrt, zudem viele Kulturprojekte.  »Viele, die über Israel sprechen, waren nie in Israel und verstehen die Komplexität der Lage vor Ort nicht«, kritisierte Wielga-Skolimowska.

Auch vor dem Hintergrund eines wachsenden Antisemitismus überall in Europa und eines gestiegenen Einflusses von BDS sei es notwendig, in der Kulturszene die Diskussion um die Israel-Boykottbewegung zu führen. Welche Rolle die Bundeskulturstiftung dabei spielen werde, könne sie jetzt noch nicht sagen. Generell gelte: »Das große Problem des Antisemitismus kann man nicht über Kultur lösen.«

Eine Diskussion über BDS könne auch nicht von oben herab geführt werden, sondern Institutionen und Kuratoren müssten sich selbst ihrer Verantwortung stellen. Es gehe nicht, »dass man die Fragen und Einwände der jüdischen Community nicht ernst nimmt«. Rechtliche Fragen, wie etwa in dem jüngsten Gutachten von Verfassungsrichter Christoph Möllers zur Kunstfreiheit nach dem documenta-Skandal erörtert, seien zu trennen »von der eigenen Einschätzung und Verantwortung«.

Ferner sagte Wielga-Skolimowska: »Die Stiftung braucht keine Revolution, man muss sie nicht auf den Kopf stellen.« Sie sehe die Kulturstiftung des Bundes als »Labor für die Szene in Deutschland und international«. Zudem gehe es darum, in Zeiten knapper werdender Finanzen Kulturinstitutionen widerstandsfähiger zu machen.

KARIIERE Wielga-Skolimowska stammt aus Warschau, wo sie Theaterwissenschaften studierte. Sie wirkte in der Bundeszentrale für politische Bildung, im Nationalen Audiovisuellen Institut Warschau und im Adam Mickiewicz Institut Warschau. Kuratorische Erfahrungen sammelte sie in Polen, Frankreich, Spanien, Israel, in der Ukraine, in Tansania und Saudi-Arabien.

Die bisherige Gründungsleiterin des Goethe-Instituts Saudi-Arabien und frühere Direktorin des Polnischen Instituts Berlin war im vergangenen Jahr ernannt worden. Sie folgte damit auf Hortensia Völckers, die die Stiftung seit Gründung vor gut 20 Jahren leitete.

Die Kulturstiftung des Bundes war 2002 in Halle gegründet worden. Ausgestattet mit einem Jahresetat von inzwischen rund 40 Millionen Euro wurden seitdem rund 4000 Projekte gefördert. Es geht dabei um ökologische Nachhaltigkeit, Einwanderungsgesellschaft, Digitalität, koloniales Erbe, kulturelle Stadtentwicklung oder ländliche Räume. Museen werden verändert, Theater eröffnet, neue Musik wird vermittelt, Tanz positioniert. (mit dpa)

Berlin

Berlinale gedenkt Opfers des Angriffs am Holocaust-Mahnmal

Am Vorabend wurde ein spanischer Tourist von einem syrischen Flüchtling, der Juden töten wollte, mit einem Messer angegriffen

 22.02.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 20. Februar bis zum 27. Februar

 21.02.2025

Berlinale

»Das verdient kein öffentliches Geld«

Der Berliner CDU-Fraktionschef Dirk Stettner hat seine Karte für die Abschlussgala zerrissen – und will die Förderung für das Filmfestival streichen

von Ayala Goldmann  21.02.2025

Bayern

NS-Raubkunst: Zentralrat fordert schnelle Aufklärung

Der Zentralrat der Juden verlangt von den Verantwortlichen im Freistaat, die in der »Süddeutschen Zeitung« erhobenen Vorwürfe schnell zu klären

 20.02.2025

Kolumne

Unentschlossen vor der Wahl? Sie sind in guter Gesellschaft – mit Maimonides

Der jüdische Weise befasste sich mit der Frage: Sollten wir als Kopfmenschen mit all unserem Wissen auch bei Lebensentscheidendem dem Instinkt vertrauen?

von Maria Ossowski  20.02.2025

Berlin

Eine krasse Show hinlegen

Noah Levi trat beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an. In die nächste Runde kam er nicht, seinen Weg geht er trotzdem

von Helmut Kuhn  20.02.2025

NS-Unrecht

Jüdische Erben: »Bayern hat uns betrogen« - Claims Conference spricht von »Vertrauensbruch«

Laut »Süddeutscher Zeitung« ist der Freistaat im Besitz von 200 eindeutig als NS-Raubkunst identifizierten Kunstwerken, hat dies der Öffentlichkeit aber jahrelang verheimlicht

von Michael Thaidigsmann  20.02.2025

Literatur

»Die Mazze-Packung kreiste wie ein Joint«

Jakob Heins neuer Roman handelt von einer berauschenden Idee in der DDR. Ein Gespräch über Cannabis, schreibende Ärzte und jüdischen Schinken

von Katrin Richter  20.02.2025

Berlinale

Auseinandergerissen

Sternstunde des Kinos: Eine Doku widmet sich David Cunio, der am 7. Oktober 2023 nach Gaza entführt wurde, und seinem Zwillingsbruder Eitan, der in Israel auf ihn wartet

von Ayala Goldmann, Katrin Richter  19.02.2025