Los Angeles

Hollywood auf Distanz zu Harvey Weinstein

Plant jetzt eine Auszeit: Harvey Weinstein (65) mit seiner Frau Georgina Chapman (41) bei der 87. Oscarverleihung (2015) in Los Angeles Foto: dpa

Erst gefeuert und jetzt im Kreuzfeuer der Kritik: Hollywoods Filmmogul Harvey Weinstein (65) wurde am Sonntagabend von seiner Produktionsfirma Weinstein Company entlassen, nachdem zahlreiche Frauen gegen ihn Vorwürfe wegen sexueller Belästigung erhoben hatten. Prominente Hollywood-Schauspielerinnen wie Meryl Streep und Judi Dench, aber auch George Clooney haben Weinstein daraufhin am Montagabend scharf kritisiert.

Doch das Simon Wiesenthal Center in Los Angeles will Weinstein einen 2015 verliehenen Preis nicht aberkennen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Jewish Telegraphic Agency (JTA). Weinstein, der zu den Spendern für das Wiesenthal Center gehört, war vor zwei Jahren mit dem »Humanitarian Award« der Organisation ausgezeichnet worden.

New York Times Die »New York Times« hatte in der vergangenen Woche detailliert über die Vorwürfe gegen Weinstein berichtet. Der Filmmogul, der unter anderem Sex, Lügen und Video, Pulp Fiction und Good Will Hunting produziert hatte und mit mehreren Oscars ausgezeichnet wurde, soll seine Position ausgenutzt, über Jahrzehnte hinweg Frauen belästigt und sie anschließend mit Geldzahlungen dazu veranlasst haben, von einer Klage abzusehen. Laut der Zeitung waren mindestens acht Frauen betroffen.

Hollywood-Schauspielerin Meryl Streep schrieb am Montag in einer Erklärung in der Huffington Post, sie und andere, die mit Weinstein zusammengearbeitet hätten, seien »entsetzt« über die Enthüllungen.

»Eines kann klargestellt werden: Niemand wusste etwas. (….) Ich wusste nichts über seine finanziellen Regelungen mit Schauspielerinnen und Kollegen, ich wusste nichts über Treffen in seinem Hotelzimmer, seinem Badezimmer, oder über andere unangemessene, aufgezwungene Akte«, so Streep weiter. Für ihre Rolle in dem Film The Iron Lady, der von Weinstein produziert wurde, war die Schauspielerin mit einem Oscar ausgezeichnet worden.

Auch die Schauspielerinnen Judi Dench und Kate Winslet distanzierten sich von Weinstein. Schauspieler George Clooney sagte in einem Interview mit »The Daily Beast«, Weinsteins mutmaßlicher Missbrauch von Frauen sei »auf mehreren Ebenen verstörend« und »nicht zu verteidigen«.

Entschuldigung Weinstein hatte der New York Times am Donnerstag mitgeteilt: »Ich gehe davon aus, dass die Art, in der ich Kollegen in der Vergangenheit behandelt habe, viel Schmerz verursacht hat, und ich entschuldige mich aufrichtig dafür.« Er sei in therapeutischer Behandlung und beabsichtige, eine Auszeit zu nehmen.

Am Sonntagabend hatte die Weinstein Company, die Harvey Weinstein gemeinsam mit seinem Bruder Bob gegründet hatte, den Filmproduzenten entlassen.

Laut JTA plante Weinstein, das Buch Mila 18 von Leon Uris über den Aufstand im Warschauer Ghetto 1943 zu verfilmen. Außerdem hatte die Weinstein Company die Rechte an einem Buch von Ben Ferencz über einen US-Ankläger bei den Nürnberger Prozessen erworben. Weinstein gilt als prominenter Unterstützer der demokratischen Partei. Er hatte auch Hillary Clinton bei ihrer Kandidatur für die US-Präsidentschaft unterstützt.

Malerei

First Ladys der Abstraktion

Das Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden zeigt farbenfrohe Bilder jüdischer Künstlerinnen

von Dorothee Baer-Bogenschütz  14.01.2025

Leipzig

»War is over« im Capa-Haus

Das Capa-Haus war nach jahrzehntelangem Verfall durch eine bürgerschaftliche Initiative wiederentdeckt und saniert worden

 14.01.2025

Debatte

»Zur freien Rede gehört auch, die Argumente zu hören, die man für falsch hält«

In einem Meinungsstück in der »Welt« machte Elon Musk Wahlwerbung für die AfD. Jetzt meldet sich der Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner zu Wort

von Anna Ringle  13.01.2025

Krefeld

Gütliche Einigung über Campendonk-Gemälde

An der Einigung waren den Angaben nach die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne), das Land NRW und die Kulturstiftung der Länder beteiligt

 13.01.2025

TV

Handgefertigte Erinnerung: Arte widmet Stolpersteinen eine Doku

Mehr als 100.000 Stolpersteine erinnern in 30 Ländern Europas an das Schicksal verfolgter Menschen im Zweiten Weltkrieg. Mit Entstehung und Zukunft des Kunstprojektes sowie dessen Hürden befasst sich ein Dokumentarfilm

von Wolfgang Wittenburg  13.01.2025

Mascha Kaléko

Großstadtdichterin mit sprühendem Witz

In den 20er-Jahren war Mascha Kaléko ein Star in Berlin. Die Nazis trieben sie ins Exil. Rund um ihren 50. Todestag erleben die Werke der jüdischen Dichterin eine Renaissance

von Christoph Arens  13.01.2025

Film

»Dude, wir sind Juden in einem Zug in Polen«

Bei den Oscar-Nominierungen darf man mit »A Real Pain« rechnen: Es handelt sich um eine Tragikomödie über das Erbe des Holocaust. Jesse Eisenberg und Kieran Culkin laufen zur Höchstform auf

von Lisa Forster  13.01.2025

Sehen!

»Shikun«

In Amos Gitais neuem Film bebt der geschichtsträchtige Beton zwischen gestern und heute

von Jens Balkenborg  12.01.2025

Omanut Zwillenberg-Förderpreis

Elianna Renner erhält Auszeichnung für jüdische Kunst

Die Schweizerin wird für ihre intensive Auseinandersetzung mit Geschichte, Biografie und Politik geehrt

 12.01.2025