Neue Entwicklungen aus der israelischen Blutkrebsforschung stimmen optimistisch. Denn Forscher des Hadassah-Universitätsklinikums in Jerusalem haben in Kooperation mit der Bar-Ilan-Universität in Tel Aviv einen wissenschaftlichen Durchbruch erzielt, der staunen lässt.
Ihnen ist es jetzt gelungen, eine innovative Therapie zu entwickeln, die eine Heilungsrate von bis zu 90 Prozent bei Patienten mit Multiplem Myelom, einer speziellen Form von Blutkrebs, erzielt hat. Das Multiple Myelom galt bis vor Kurzem als unheilbar, und die Lebenserwartung für Patienten wurde zuletzt noch auf wenige Jahre geschätzt. Mit der neuen Therapie aus Israel könnten Betroffene in Zukunft auf ein langes Leben hoffen.
plasmazellen Das Multiple Myelom (auch Morbus Kahler genannt) führt zu einer abnormalen Zunahme von Plasmazellen im Knochenmark. Diese Überproduktion verursacht eine Verdrängung gesunder Plasmazellen, die der Körper zur Antikörperproduktion braucht. Die zunehmende Schwächung des Immunsystems bedingt eine Reihe schwerwiegender gesundheitlicher Probleme, einschließlich Blutarmut.
Hoffnung macht nun die sogenannte CAR-T-Zelltherapie, die ihren Ursprung in der Arbeit des israelischen Immunologen Zelig Eshhar vom Weizmann-Institut für Wissenschaften hat. Eshhar, ein Vorreiter in der genetischen Modifikation erkrankter menschlicher Zellen, hatte das Ziel, den menschlichen Körper zur Erkennung und Bekämpfung von Krebszellen zu befähigen.
Bemerkenswert ist, dass die Therapie in den Untersuchungen keine starken Nebenwirkungen zeigte, im Gegensatz zu herkömmlichen Behandlungen.
In diesem dynamischen Forschungsfeld sind seit Jahrzehnten bemerkenswerte Fortschritte zu verzeichnen. Ein zentrales Ziel besteht darin, die CAR-T-Zelltherapie zu verbessern und für weitere Krebsarten zugänglich zu machen. Und genau dieses Ziel haben die israelischen Forscherinnen und Forscher nun erreicht. Sie haben eine Form der CAR-T-Zelltherapie entwickelt, die das Immunsystem von Menschen mit Multiplem Myelom stimuliert, um den Krebs selbst zu bekämpfen. An der 18-monatigen Studie nahmen 74 Patienten teil.
fokus Die Methode legt den Fokus auf die sogenannten T-Zellen, die zu den weißen Blutkörperchen zählen und im Körper gegen Krankheitserreger wie Viren, Bakterien und Pilze vorgehen. Auch Tumore können sie bekämpfen. Diese T-Zellen werden in der neuen CAR-T-Zelltherapie zunächst isoliert. Patienten wird dafür Blut entnommen, um dann die roten und weißen Blutkörperchen voneinander zu trennen.
Danach werden die T-Zellen genetisch modifiziert, damit diese später Tumore effektiver bekämpfen können. Die verbesserten T-Zellen werden anschließend in die Körper der Patienten injiziert. Für dieses hochtechnologische Verfahren hat das Hadassah-Universitätsklinikum ein spezialisiertes Labor eingerichtet.
Besonders bemerkenswert ist, dass die Therapie in den Untersuchungen keine starken Nebenwirkungen zeigte, im Gegensatz zu herkömmlichen Behandlungen, die oft schwerwiegende Nebenwirkungen verursachen, wie beispielsweise Haarausfall, Bluthochdruck oder eine erhöhte Infektionsgefahr.
medikamente Neue Behandlungen für das Multiple Myelom werden auch deshalb dringend benötigt, weil die Krankheit bei manchen Patienten nach Abschluss der Behandlung zurückkehrt oder ihre Körper nicht auf die verfügbaren Medikamente reagieren.
Polina Stepensky, die Direktorin der Abteilung für Knochenmarktransplantation und Immuntherapie für Erwachsene und Kinder am Hadassah-Universitätsklinikum, berichtete der »Jerusalem Post«, wie groß das Interesse an der neuen Behandlung ist: »Wir haben ständig eine Warteliste mit mehr als 200 Patienten aus Israel und anderen Teilen der Welt«, sagte die Wissenschaftlerin.
Aufgrund der Komplexität des Behandlungsverfahrens kann jedoch derzeit nur ein Patient pro Woche an dem noch experimentellen Therapieverlauf teilnehmen. Die Pläne sehen vor, die klinische Studie bald in den USA weiterzuführen, mit dem Ziel, in absehbarer Zeit eine Zulassung durch die US-Gesundheitsbehörde zu erlangen. Spätestens dann könnte die medizinische Innovation aus Israel noch mehr Patienten helfen – weit über den experimentellen Forschungsrahmen hinaus.