Die Antisemitismus-Vorwürfe gegen den kamerunischen Historiker Achille Mbembe sind nach Ansicht des hessischen Antisemitismusbeauftragten Uwe Becker gerechtfertigt.
Mbembe trage »mit seinen einseitigen Apartheids- und Holocaustvergleichen, seinem bereits in den 1990er-Jahren geäußerten Bild von Juden und der völlig einseitigen Kritik an der israelischen Politik zur Diffamierung und Delegitimierung des jüdischen Staates bei«, erklärte Becker am Dienstag in Wiesbaden. Mbembe fördere damit die Verbreitung israelfeindlicher »und damit auch antisemitischer Ressentiments«.
Der aus Kamerun stammende und in Südafrika lehrende Mbembe gilt als einer der bedeutendsten Denker Afrikas. Er erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter den mit 100.000 Euro dotierten Gerda-Henkel-Preis der gleichnamigen Stiftung. Kritiker, darunter der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, werfen ihm vor, durch den Vergleich der Innenpolitik Israels mit dem Apartheidsystem Südafrikas und dem Holocaust den Massenmord an den Juden zu relativieren.
Inzwischen wurde Klein für seine Position von Wissenschaftlern und Kulturschaffenden kritisiert. Als »unerträglich« wertete es Becker, dass es »eine regelrechte Kampagne« gegen Klein mit teils antisemitischen Motiven und Hasskommentaren gebe. Dies stelle den »Versuch einer massiven Einschüchterung eines engagierten Streiters für das jüdische Leben und das Engagement gegen Judenhass in unserem Land dar«, so Becker.
Es sei die Aufgabe des Bundesbeauftragten gegen Antisemitismus, Judenfeindlichkeit in all ihren Ausprägungen zu benennen und zu bekämpfen. »Hierzu zählt gerade auch das Engagement gegen den israelbezogenen Judenhass, wie dieser durch Achille Mbembe befördert wird«, so Becker.
Ursprünglich hätte Mbembe den Eröffnungsvortrag der Ruhrtriennale halten sollen. Das Kulturfestival sollte im August und September stattfinden, wurde aber wegen der Corona-Pandemie abgesagt. kna