Mittelalter

Händler, Richter und Gelehrte

Juden huldigen dem Papst (um 1415). Foto: Ullstein

Mittelalter

Händler, Richter und Gelehrte

Eine Tagung in Regensburg fragte nach dem Verhältnis von Juden und Christen in Bayern, Böhmen und Österreich

von Ingo Way  19.09.2016 20:25 Uhr

»Juden und Christen in Bayern, Böhmen und Österreich (1349–1648)« – das war der Name einer dreitägigen internationalen Konferenz, die in der vergangenen Woche im Thon-Dittmer-Palais in Regensburg stattfand.

Veranstaltet von den Historischen Seminaren der Universitäten München und Düsseldorf sowie der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und organisiert von der Münchner Historikerin Eva Haverkamp, widmeten sich mehr als 40 Forscher aus vier Ländern – Deutschland, Österreich, Tschechien und Israel – dem Beziehungsgeflecht zwischen Juden und Christen in den drei titelgebenden Regionen.

Die zeitliche Eingrenzung ergab sich durch die Zäsuren der Judenverfolgungen während des »Schwarzen Todes«, also der großen Pest-Epidemie in Europa, und dem Ende des Dreißigjährigen Krieges.

einführungsvortrag Wie Eva Haverkamp in ihrem Einführungsvortrag betonte, ging es um die Frage, welches Wissen Juden und Christen überhaupt voneinander hatten. Dieses gegenseitige Wissen wurde oft durch Handel und Wissenschaft vorangetrieben. Das Schicksal der Juden war in den angrenzenden Regionen durchaus unterschiedlich: Während die Juden in Bayern während der Pest (1348–1351) unbarmherzig verfolgt wurden, blieb ihnen dies in Böhmen und Österreich weitgehend erspart.

Doch in den Jahren 1420/21 wurden die Juden durch Herzog Albrecht V. aus Wien und anderen österreichischen Städten vertrieben. Zur gleichen Zeit gab es groß angelegte Vertreibungen aus den verschiedenen Bayerischen Herzogtümern, bis hin zu jener aus Regensburg, dem Tagungsort, im Jahr 1519.

Hingegen gelang es den Prager Juden, die drohende Vertreibung aus Böhmen, Mähren und Schlesien abzuwenden, wie Haverkamp schilderte. In der Folge wurde Prag ab dem 16. Jahrhundert zu einem Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit und Gerichtsbarkeit.

Netzwerk Die einzelnen Fachvorträge widmeten sich oft sehr speziellen Themen wie etwa den wirtschaftlichen Kontakten bayerischer Klöster zu österreichischen Juden (Birgit Wiedl, St. Pölten), Prager Juden im Netzwerk des europäischen Fernhandels (Marie Bunatová, Prag), dem Austausch jüdischer und christlicher Gelehrter an der Wende zum 16. Jahrhundert (Ilona Steimann, München) oder zu der Frage, was Juden im mittelalterlichen Regensburg zur Konversion bewogen hat (Ahuva Liberles Noiman, Jerusalem).

Eine provokante These stellte der Historiker Israel Yuval von der Hebräischen Universität Jerusalem in seinem öffentlichen Vortrag am ersten Konferenzabend auf: Die Spannungen zwischen Christen- und Judentum im Mittelalter hätten sich unter anderem daraus ergeben, so Yuval, dass das Christentum den universalen Geist, das Judentum aber seine partikularistisch-ethnische Identität betont habe. Diese letztlich nationalbezogene Identität sei erst mit dem Aufkommen des europäischen Nationalismus im 19. Jahrhundert aus seiner Passivität erlöst worden und von der Utopie zur politischen Realität geworden – in Gestalt des Zionismus.

Los Angeles

Bestürzung über Tod von Rob Reiner und Ehefrau Michele

Der jüdische Regisseur und seine Frau wurden tot in ihrem Haus aufgefunden. Die Polizei behandelt den Fall als mögliches Tötungsdelikt

 15.12.2025

Justiz

Gericht: Melanie Müller zeigte mehrmals den Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was im Berufungsverfahren zur Debatte steht

von André Jahnke  14.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  14.12.2025

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

von Christiane Oelrich  12.12.2025

Computerspiel

Lenny Kravitz wird James-Bond-Bösewicht

Als fieser Schurke will der Musiker im kommenden Jahr dem Agenten 007 das Leben schwer machen – allerdings nicht auf der Kinoleinwand

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Aufgegabelt

Latkes aus Dillgürkchen

Rezepte und Leckeres

 12.12.2025

Kulturkolumne

Lieber Chanukka als Weihnachtsstress?

Warum Juden es auch nicht besser haben – was sich spätestens an Pessach zeigen wird

von Maria Ossowski  12.12.2025

Kommerz

Geld oder Schokolade?

Der Brauch, an den Feiertagen um Münzen zu spielen, hat wenig mit den Makkabäern oder dem traditionellen Chanukkagelt zu tun. Der Ursprung liegt woanders

von Ayala Goldmann  12.12.2025