»Es ist schwierig, ein genaues Bild der Berliner jüdischen Gemeinschaft zu zeichnen. Sie ist zu fragmentiert und diffus, mit zu vielen unzusammenhängenden Teilen«, heißt es im Editorial der neuen Ausgabe von Habitus. Das amerikanische »Diaspora Journal« widmet sich alle sechs Monate der jüdischen Kultur jeweils einer Metropole.
Diesmal ist Berlin das Thema. Jakob Hein berichtet, warum seine Mutter nicht jüdisch genug war, um auf dem jüdischen Friedhof beerdigt zu werden. Barbara Honigmann deckt auf, wie ihre Mutter in den 30er-Jahren den britischen Jahrhundertspion Kim Philby für die Sowjetunion anwarb. Von Esther Dischereit gibt es Gedichte, von Kurt Tucholsky Feuilletons zu lesen. Hinzu kommen Bilder. Elke Steiner zeichnet das Leben von Regina Jonas, der ersten Rabbinerin der Welt. Sarah Schönfeld zeigt Fotos von Orten ihrer Ostberliner Kindheit.
Am charakteristischsten empfindet der Herausgeber von Habitus die vielen Gedenkplaketten an Häusern, die an einstige jüdische Bewohner erinnern: »Letztendlich ist es die Abwesenheit von Juden in Berlin, die den stärksten Einfluss auf die Kultur hat.«