Der ungarische Schriftsteller György Konrad ist am Sonntag in Budapest beigesetzt worden. Der Romanautor, Essayist, ehemalige Dissident und frühere Präsident der Berliner Akademie der Künste war am 13. September im Alter von 86 Jahren in Budapest gestorben. Zur Beerdigung kamen zahlreiche Freunde und Weggefährten auf den jüdischen Friedhof im Stadtteil Farkasret, wie Teilnehmer berichteten.
Als Kind hatte Konrad, der in der ostungarischen Kleinstadt Berettyoujfalu aufwuchs, einen großen Teil seiner jüdischen Familie durch den Holocaust verloren. In Budapest studierte er Literatur, Soziologie und Psychologie. Er arbeitete zunächst als Jugendfürsorger und Stadtsoziologe.
DISSIDENT Seine kritische Sicht auf die vom damaligen kommunistischen Regime tabuisierte soziale Realität der Armen und Ausgegrenzten machte ihn zum Dissidenten. Als solcher konnte er nur im Untergrund - in den Zeitschriften und Publikationen der sogenannten Samisdat-Literatur - veröffentlichen. Nach der Wende vor 30 Jahren beschrieb er in seiner Literatur die Wirren und moralischen Dilemmas einer Gesellschaft im schwierigen Prozess des Übergangs zu Demokratie und Marktwirtschaft.
Konrad setzte sich aber auch immer wieder für die europäische Einigung ein. Von 1990 bis 1993 war er Präsident des Internationalen PEN-Clubs und von 1997 bis 2003 der Berliner Akademie der Künste. 2001 erhielt er den Aachener Karlspreis. Mit seinem Tod verstummte in Ungarn eine wichtige Stimme, die in Zeiten einer Dominanz des Rechtspopulismus in der Politik für Toleranz und Menschenrechte eintrat.
Wenige Monate vor seinem Tod hatte Konrad seinen literarischen Nachlass der Berliner Akademie hinterlassen. »Es war sein Wunsch, dass sein umfangreiches literarisches Werk in Berlin verwahrt und gepflegt wird«, hatte die Akademie nach Konrads Tod mitgeteilt. dpa