Filmlegende

Grüne Augen, raue Stimme

Zum Tod von Lauren Bacall

von Michael Wuliger  13.08.2014 09:28 Uhr

Halb sinnlich, halb zynisch: der berühmte Lauren-Bacall-Blick Foto: imago

Zum Tod von Lauren Bacall

von Michael Wuliger  13.08.2014 09:28 Uhr

Geboren wurde sie am 16. September 1924 in der New Yorker Bronx als Betty Joan Perske. Mit einem solchen Namen macht man keine Showbusinesskarriere. Und die wollte Bettys Mutter unbedingt für ihre Tochter.

Sie schickte das Mädchen zum Tanz- und Schauspielunterricht und zu Schönheitswettbewerben. Mit 18 wurde Betty Joan zur »Miss Greenwich Village« gekürt und von der Modezeitschrift Harper’s Bazaar als Covergirl entdeckt.

Howard Hawks, der legendäre Hollywoodregisseur, war von dem Gesicht mit den grünen Vampaugen fasziniert, holte die junge Frau 1943 zum Film und gab ihr ein glamouröses, vor allem unjüdisch klingendes Pseudonym: Lauren Bacall. Nicht als einzige in der Familie änderte Betty Joan ihren Namen: Ihr nach Eretz Israel ausgewanderter, ein Jahr älterer Cousin Szymon Perski nannte sich ungefähr zur selben Zeit in Shimon Peres um.

sexappeal 1944 drehte die damals 20-Jährige ihren ersten Film To have and have not. Sie spielt darin eine junge Frau, die sich in einen Abenteurer verliebt, dargestellt von Humphrey Bogart. Das Drehbuch muss sehr überzeugend gewesen sein: Die beiden verliebten sich tatsächlich ineinander, heirateten bald und blieben – für Hollywood eine Seltenheit – tatsächlich zusammen, bis der Tod sie schied, als Bogart 1957 an Krebs verstarb.

To have and have not machte die große, schlanke Blondine mit dem halb sinnlichen, halb zynischen Schlafzimmerblick und der rauhen Stimme über Nacht zum Star. In einer Szene des Films betritt sie ein Zimmer voller Männer, zwischen den Fingern eine unangezündete Zigarette, fragt in den Raum hinein: »Hat hier jemand Feuer?« und verströmt dabei mehr Sexappeal als es heutige Darstellerinnen mit noch so demonstrativ gezeigten Geschlechtsteilen und Kopulationssimulationen je schaffen.

oscar Nach ihrem Debüt spielte Lauren Bacall Hauptrollen in mehr als einem Dutzend großer Filme, an der Seite von Gary Cooper, Kirk Douglas, Errol Flynn, John Wayne und natürlich Bogart. Nicht jeden akzeptierte sie allerdings als Ko-Star. 1947 wurde sie von ihrem Studio Warner Brothers zwangsbeurlaubt, weil sie sich weigerte, mit Ronald Reagan in einem Western aufzutreten. Einschüchtern ließ sie sich von der Strafmaßnahme nicht. Hollywood war ihr nicht ihre Unabhängigkeit wert.

Nach Bogarts Tod verlegte Lauren Bacall ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt zurück in ihre Heimatstadt New York, wo sie in zahlreichen Broadwayproduktionen auftrat und dafür Dutzende Preise erhielt. Filme machte sie auch weiter, von Mord im Orientexpress 1974 über Misery 1990 bis zu Farben der Liebe 2012. 2009 erhielt die damals 85-Jährige einen Ehrenoscar für ihr Lebenswerk.

Am Dienstag, den 12. August, wenige Wochen vor ihrem 90. Geburtstag, ist Lauren Bacall in New York gestorben.

Debatte

»Zur freien Rede gehört auch, die Argumente zu hören, die man für falsch hält«

In einem Meinungsstück in der »Welt« machte Elon Musk Wahlwerbung für die AfD. Jetzt meldet sich der Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner zu Wort

von Anna Ringle  13.01.2025

Krefeld

Gütliche Einigung über Campendonk-Gemälde

An der Einigung waren den Angaben nach die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne), das Land NRW und die Kulturstiftung der Länder beteiligt

 13.01.2025

TV

Handgefertigte Erinnerung: Arte widmet Stolpersteinen eine Doku

Mehr als 100.000 Stolpersteine erinnern in 30 Ländern Europas an das Schicksal verfolgter Menschen im Zweiten Weltkrieg. Mit Entstehung und Zukunft des Kunstprojektes sowie dessen Hürden befasst sich ein Dokumentarfilm

von Wolfgang Wittenburg  13.01.2025

Mascha Kaleko

Großstadtdichterin mit sprühendem Witz

In den 20er-Jahren war Mascha Kaleko ein Star in Berlin. Die Nazis trieben sie ins Exil. Rund um ihren 50. Todestag erleben die Werke der jüdischen Dichterin eine Renaissance

von Christoph Arens  13.01.2025

Film

»Dude, wir sind Juden in einem Zug in Polen«

Bei den Oscar-Nominierungen darf man mit »A Real Pain« rechnen: Es handelt sich um eine Tragikomödie über das Erbe des Holocaust. Jesse Eisenberg und Kieran Culkin laufen zur Höchstform auf

von Lisa Forster  13.01.2025

Sehen!

»Shikun«

In Amos Gitais neuem Film bebt der geschichtsträchtige Beton zwischen gestern und heute

von Jens Balkenborg  12.01.2025

Omanut Zwillenberg-Förderpreis

Elianna Renner erhält Auszeichnung für jüdische Kunst

Die Schweizerin wird für ihre intensive Auseinandersetzung mit Geschichte, Biografie und Politik geehrt

 12.01.2025

Musik

»Das Klavier rettete sie«

Ein Gespräch mit der Filmemacherin Sheila Hayman über ihre berühmte Vorfahrin, Fanny Mendelssohn-Hensel, Feminismus und das Geheimnis der Ostersonate

von Katrin Richter  12.01.2025

Essay

Sichtbar und unsichtbar

Über Würde und Bürde jüdischer Erfahrungen – in Israel und in der Diaspora

von Natan Sznaider  12.01.2025