Bundespräsident Joachim Gauck hat das Werk des Liedermachers und Lyrikers Wolf Biermann gewürdigt. Biermann sei ein großer Dichter, Sänger und Komponist, aber auch ein begnadeter politischer Entertainer, sagte Gauck am Montag im Schloss Bellevue.
»Seine Kritik an den Zuständen der DDR, die er als bekennender Kommunist vortrug, war nicht nur schneidend und treffend: Sie war unterhaltsam und voller Witz«, sagte Gauck laut Redemanuskript. »Aber Humor: Das können Diktaturen gar nicht.«
Zivilcourage Der Bundespräsident hatte zu einem Abendessen anlässlich des 80. Geburtstages von Wolf Biermann eingeladen. Gäbe es ein Lehrbuch über Zivilcourage, jenes leider bis zur Unkenntlichkeit überstrapazierte Wort, es müsste darin ein Kapitel über Leben und Werk Wolf Biermanns geben, betonte Gauck. Er sei stolz darauf, den Künstler am Sitz des Staatsoberhauptes zu ehren.
»Die Mächtigen hatten Angst vor diesem dichtenden und singenden Einmannbetrieb – nicht nur, weil er unerwünschte Ansichten hatte, sondern wegen der Qualität der Texte«, sagte der Bundespräsident. In ihren besten Momenten hätten die Stücke Präzision und Schönheit vereint. »Das machte sie, ob verboten oder zensiert, zu tatsächlichem ›Volkseigentum‹«.
Wolf Biermann war 1953 in die DDR übergesiedelt. Mit seinen Liedern und Gedichten kritisierte er die SED und die DDR scharf. 1965 erhielt er ein Auftritts- und Publikationsverbot. Nach einer Konzerttour wurde ihm 1976 die Wiedereinreise aus der Bundesrepublik Deutschland verweigert, und er wurde aus der DDR ausgebürgert. Die Ausbürgerung Biermanns löste in Ost- und Westdeutschland breite Proteste aus. Am 15. November wurde er 80 Jahre alt. epd