Der Historiker Götz Aly erhält für sein Buch Europa gegen die Juden. 1880–1945 den Geschwister-Scholl-Preis 2018. Aly habe nach dem Urteil der Jury die Erforschung der Verbrechen des Nationalsozialismus mit bedeutenden Büchern vorangetrieben, teilte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Donnerstag mit.
In seinem jüngsten Buch zieht Aly eine Art Resümee, indem er eine markante These zu den Möglichkeitsbedingungen des Holocaust umfassend belegt und begründet. Aly zeige in seinem Werk, dass der Antisemitismus nicht die Sache einer Minderheit von irrationalem Hass getriebener Fanatiker gewesen sei, erklärte die Jury.
jury »Für die Verdrängung der Juden aus dem bürgerlichen Leben gab es rationale Gründe – rational im Sinne von: erklärbar, aus den materiellen Interessen derjenigen, die von der Beseitigung der Konkurrenz profitierten«, so die Begründung der Jury weiter.
Der Geschwister-Scholl-Preis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und der Landeshauptstadt München ist mit 10.000 Euro dotiert und wird zum 39. Mal vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderem Victor Klemperer, David Grossman, Necla Kelek, Saul Friedländer und Anna Politkowskaja.
Mit dem Preis werden Bücher ausgezeichnet, die bürgerliche Freiheit und moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut fördern. Er wird im Rahmen des Literaturfests München am 19. November vergeben.
biografie Der 1947 in Heidelberg geborene Götz Aly gilt als einer der führenden deutschen Schoa-Forscher. Er arbeitete unter anderem für die »tageszeitung«, die »Berliner Zeitung« und als Gastprofessor. Seit 2007 ist er Mitherausgeber einer auf 16 Bände angelegten Quellenedition zur Verfolgung der Juden in Deutschland während der Zeit des Nationalsozialismus.
Darüber hinaus hat Götz Aly zahlreiche populärwissenschaftliche Bücher über die Schoa und ihre Vorgeschichte geschrieben, so 2011 Warum die Deutschen? Warum die Juden? Gleichheit, Neid und Rassenhass 1800–1933 und Die Belasteten. Euthanasie 1939–1945. Eine Gesellschaftsgeschichte (2013). Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt. epd/ja