Die Schriftstellerin Ursula Krechel erhält den Gerty-Spies-Literaturpreis 2015 der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz.
Die 1947 in Trier geborene Autorin werde für ihre Beiträge zu einer literarischen Erinnerungskultur ausgezeichnet, in denen sie menschliche Schicksale für die heutige Generation dem Vergessen entreiße, teilte die Landeszentrale am Freitag in Mainz mit. Die Preisverleihung findet am 22. September im Funkhaus des Südwestrundfunks in Mainz statt. Die Laudatio hält die Berliner Literaturkritikerin Maike Albath.
Die Jury würdigte vor allem Krechels 2012 erschienenen Roman Landgericht, für den sie im selben Jahr den Deutschen Buchpreis erhielt. In ihm trete sie ein für die Erinnerung an die Emigranten, die unter den Nazis fliehen und oft unsägliches Leid ertragen mussten.
Schicksal »Wenn Krechel feststellt, dass aus Angst vor den Überbleibseln der Nazis, aus Sorge, sich nicht mehr integrieren zu können, nur fünf Prozent aller Emigranten nach Deutschland zurückkamen, zeigt sie, wie wichtig es ist, ihre Schicksale für die heutige Generation dem Vergessen zu entreißen«, urteilte die Jury.
Die in Berlin lebende Krechel studierte Germanistik, Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und promovierte mit einer Arbeit über den Kritiker Herbert Ihering. Sie war Dramaturgin und arbeitete mit jugendlichen Untersuchungshäftlingen an Theaterprojekten. Krechel hielt als Gastprofessorin Vorlesungen in Europa und in den USA.
Der Literaturpreis ist nach der in Trier geborenen Schriftstellerin Gerty Spies benannt, die am 10. Oktober 1997 100-jährig in München starb. Als Holocaust-Überlebende kämpfte sie mit ihren Gedichten und Erzählungen gegen das Vergessen.
Der Preis wurde von 1996 bis 2008 alle zwei Jahre vergeben und wird seitdem jährlich verliehen. Die Preisträger der vergangenen drei Jahre waren Friedrich Christian Delius, Eva Menasse und Navid Kermani. epd