Gert Rosenthal (66), Sohn des Showmasters Hans Rosenthal, ist nach eigenen Worten beunruhigt von einem wachsenden Antisemitismus. »Ich würde heute nicht mit einer Kippa durch Neukölln laufen«, sagte Rosenthal in einem am Donnerstagtag veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er kenne auch viele, die ihn aufforderten, seinen Davidstern wieder wegzustecken, wenn dieser unter dem Hemd hervorrutsche. »All das macht Angst.«
Zuletzt sei er an hohen Feiertagen nicht in die Synagoge gegangen, »weil ich in der jetzigen Situation ein schlechtes Bauchgefühl habe«. Er glaube, dass sein 1987 verstorbener Vater derzeit »sehr viele Gespräche« führen würde, »zum Beispiel mit Schülern. Um zu zeigen, dass Juden nicht anders sind als andere Menschen.«
Hans Rosenthals Tochter Birgit Hofmann ergänzte, die Situation sei derzeit so angespannt, weil Religion zu stark mit Politik vermischt werde. »Dass die Kritik an der Politik der israelischen Regierung umschlägt in Antisemitismus. Dabei haben die Juden hier in Deutschland nichts damit zu tun, und auch in Israel gibt es sehr viele, die gegen ihre Regierung demonstrieren.«
Vom Verfolgten zum TV-Idol
Am 2. April wäre Hans Rosenthal 100 Jahre alt geworden. Der Moderator von Sendungen wie »Dalli Dalli« wurde 1925 in Berlin geboren. In der Nazi-Zeit zunächst als Zwangsarbeiter herangezogen, überlebte er versteckt in einer Berliner Kleingartenanlage. Angehörige von ihm, darunter sein zehn Jahre alter Bruder Gert, wurden im Holocaust ermordet. Die ganze Geschichte erfuhren sowohl seine Kinder als auch die Öffentlichkeit erst in seiner 1980 veröffentlichten Biografie.
Am 7. April (20.15 Uhr) erzählt ein ZDF-Film mit Florian Lukas in der Hauptrolle die Lebensgeschichte des Entertainers. Auf den Spielfilm »Rosenthal« folgt eine Dokumentation. kna