Seine Arbeiten haben keine erkennbare Handschrift. Die Werke sind divers, realisiert auf Konzepten aus Philosophie und Linguistik. In seiner Architektur kann man mitunter die Orientierung verlieren, bis einem schwindelig wird – wie beim Gang durch das Berliner Holocaust-Mahnmal.
Am 11. August wird der amerikanische Stararchitekt und Architekturtheoretiker Peter Eisenman 90 Jahre alt. 1932 als Sohn jüdischer Eltern in New Jersey geboren, studierte er unter anderem an der Columbia University. 1967 gründete er in New York das renommierte Institute for Architecture and Urban Studies, das die postmoderne Architektur wesentlich geprägt hat.
Lehrstuhl Eisenman, der seit einigen Jahren einen Lehrstuhl an der Yale University hat, gilt als Vertreter des Dekonstruktivismus. Mit Bauten wie dem Wexner Center for the Arts in Columbus oder seinen Entwürfen zur City of Culture von Galicien hat er sich einen Namen gemacht.
In Tokio und Frankfurt stehen seine Gebäude, in Verona liegt der »Garten der verlorenen Schritte«. 1982 sorgte ein Entwurf, in dem Eisenman den Berliner Mauerstreifen mit seinen Wachtürmen zum Thema machte, für Aufsehen und gewann einen Wettbewerb der Berliner Internationalen Bauausstellung (IBA).
Zweifelsohne ist es aber das 2005 eröffnete Denkmal für die ermordeten Juden Europas mitten in Berlin, das hierzulande mit Eisenmans Namen verbunden ist. Kein anderes seiner Projekte musste er so oft und hart verteidigen. 2710 unterschiedlich große Betonstelen, die auf 19.073 Quadratmetern stehen, ergeben, aus der Vogelperspektive betrachtet, ein wogendes Feld.
Ästhetik »Das Mahnmal ist für die Deutschen. Es ist eine wundervolle Geste des deutschen Volkes, dass sie etwas ins Zentrum ihrer Stadt setzen, das sie erinnert – erinnern könnte – an die Vergangenheit«, meint er.
Der Bau des Denkmals wurde zwar bereits 1999 beschlossen, unterlag jedoch immer wieder sicherheitsbezogenen Einschränkungen und ästhetischen Änderungswünschen.
Eisenman betonte wiederholt, dass es bei dem Mahnmal nicht um Schuld gehe und es kein heiliger Ort sei. An die Menschen in Deutschland richtete er sich mit den Worten: »Hören Sie auf, mir ein gutes Gefühl verschaffen zu wollen. Wenn Sie Antisemit sind, in Ordnung. Wenn Sie mich persönlich nicht leiden können, in Ordnung. Aber behandeln Sie mich als eigenständige Person, nicht als Juden.«