Irrationalität ist sein Beruf. Der israelisch-amerikanische Psychologe Dan Ariely ist Professor für Verhaltensökonomie, eine Disziplin, die sich mit der Frage beschäftigt, wie Menschen sich in realen wirtschaftlichen und lebensweltlichen Situationen verhalten – nämlich keineswegs als rationale Nutzenmaximierer, sondern oft durchaus unvernünftig. »Irrational« ist für Ariely dabei keineswegs gleichbedeutend mit »dumm«. Es bedeutet lediglich, dass Menschen nicht immer wissen, welche Motive ihr Handeln antreiben. Und dieses Nichtwissen macht wiederum anfällig für Fehler.
In mehreren populärwissenschaftlichen Büchern, die sämtlich ins Deutsche übersetzt wurden – etwa Denken hilft zwar, nützt aber nichts oder Die halbe Wahrheit ist die beste Lüge. Wie wir andere täuschen – und uns selbst am meisten –, hat Dan Ariely die alltagspraktische Relevanz seiner Forschungsergebnisse demonstriert. Und weil seine Bücher bei den Lesern so gut ankamen, bot ihm das Wall Street Journal im Jahr 2012 eine regelmäßige Ratgeberkolumne unter dem Titel »Ask Ariely« an.
entscheidungen 94 der Fragen und Antworten aus dieser Kolumne sind nun als Buch erschienen. Der Titel der deutschen Ausgabe, Ist doch logisch!, ist dabei weniger treffend als der des Originals (Irrationally yours), denn ausschließlich logisch geht es bei den meisten Alltagsentscheidungen ja eben gerade nicht zu.
Die Leser wenden sich mit den unterschiedlichsten Alltagsfragen an den Kolumnisten. Manche der Antworten sind allzu knapp und salopp gehalten; der Erkenntnisgewinn ist hier gering bis gar nicht vorhanden. Wenn Ariely sich jedoch Zeit nimmt, erfährt man durchaus Instruktives über Arbeit und Aufschieben, über Konsumentscheidungen und Zeitplanung, über Liebe und Eigennutz, Steuern und Mizwot, Schulden und Aktienmärkte.
Man erhält Antworten auf drängende Fragen wie die, warum es umso schwerer fällt, Nein zu sagen, je weiter die Erfüllung der Bitte in der Zukunft liegt, warum es dem sozialen Frieden förderlich ist, dass es auf Facebook keinen »Dislike«-Button gibt, und was man gegen das Gefühl tun kann, dass die Zeit umso schneller vergeht, je älter man wird. Lesenswert ist auch das kurze Vorwort: Ariely erzählt, wie ein schwerer Unfall ihn dazu brachte, Psychologie zu studieren. Keine rationale Entscheidung – aber die richtige.
Dan Ariely: »Ist doch logisch! Antworten auf halb bis ganz ernste Alltagsfragen«. Droemer, München 2015, 240 S., 14,99 €