Pessach

»Ganz ruhig bleiben«

Frau Kritzer, kommenden Montagabend beginnt Pessach. Wie erinnern Sie sich an den Seder zu Hause?
Pessach war schon immer mein Lieblingsfest. Wir hatten viele Gäste – 20 bis 30 Leuten waren bei uns zu Hause. Alle versammelten sich in der Küche, und es war viel los. Wir saßen einfach gemütlich zusammen und genossen das Essen.

Haben Sie einige Ratschläge, um bei den Pessach-Vorbereitungen nicht in Stress zu verfallen?

Das wäre mein erster Tipp: »Ganz ruhig bleiben«. Außerdem sollte man nicht versuchen, Gerichte auf koscher zu trimmen. Meine Mutter versuchte einmal, eine koschere Lasagne zu machen. Wir haben sonst auch gar nicht so viel Lasagne gegessen. Und sie gelang ihr auch nicht so gut. Deshalb nehme ich immer Zutaten oder wähle Kombinationen, die sowieso schon koscher für Pessach sind, und koche damit. Wir sollten uns darauf konzentrieren, was wir essen können, und nicht darauf, was wir nicht zu uns nehmen dürfen.

Was ist Ihr Lieblingsessen zu Pessach?
Ganz schlicht die Mazzebällchen-Suppe. Aber ich mag auch Mazze-Pizza.

Sie haben vor ein paar Wochen am »Nosh Berlin«-Festival teilgenommen. Wie waren Ihre Erwartungen?
Ich war vor allem gespannt darauf, Menschen zu treffen, die sich ebenso für jüdische Küche interessieren wie ich. Ich bin damals mit Laurel Kratochvila von »Fine Bagels« in Kontakt gewesen und ich habe eine Woche lang die Food-Szene in Berlin genossen.

Haben Sie sich vorstellen können, einmal in Berlin über jüdische Küche zu sprechen?
Ich habe deutsche Wurzeln, deswegen lag der Gedanke nicht so ganz fern. Ich finde es spannend, an einen Ort zu kommen, an dem jüdische Küche einmal so bedeutend war, und habe gehofft, vielleicht auch dazu beitragen zu können, die Traditionen etwas wiederzubeleben.

Seit ein paar Jahren bloggen Sie über jüdisches Essen. Wie hat eigentlich alles angefangen?
Ich bin von New York nach Austin gezogen, hatte einen ganz normalen Schreibtischjob und war ziemlich gelangweilt. Ich habe also viele andere Blogs gelesen und irgendwann beschlossen, mit meinem eigenen anzufangen. Und da ich das Essen, mit dem ich groß geworden bin, nämlich die aschkenasische Küche, immer geliebt habe, stand für mich schnell fest, dass ich darüber schreiben wollte.

Haben Sie sich auch innerhalb der Familie Inspiration für Rezepte geholt?
Ich habe meine Großmutter mütterlicherseits nach Ihren Rezepten gefragt. Ihre Kugel, ihre Mazze-Bällchen, die Rugelach sind legendär. Meine Mutter und meine Großmutter verfolgen auch sehr genau, worüber ich schreibe. Besonders zu Anfang haben die beiden jeden einzelnen Post kommentiert. Das hat mich immer sehr gefreut. Heute bekomme ich großartiges Feedback von meinen anderen Lesern. Einige schreiben sogar darüber, mit welcher Küche sie groß geworden sind. Das ist immer spannend.

Mit der Foodbloggerin Amy Kritzer sprach Katrin Richter.

Weitere Infos unter:
www.whatjewwannaeat.com
www.instagram.com/whatjewwannaeat

Fernsehen

Ungeschminkte Innenansichten in den NS-Alltag

Lange lag der Fokus der NS-Aufarbeitung auf den Intensivtätern in Staat und Militär. Doch auch viele einfache Menschen folgten der Nazi-Ideologie teils begeistert, wie eine vierteilige ARD-Dokureihe eindrucksvoll zeigt

von Manfred Riepe  23.04.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Hochzeitsnächte und der Vorhang des Vergessens

von Margalit Edelstein  22.04.2025

Graphic Novel

Therese Giehse in fünf Akten

Barbara Yelins Comic-Biografie der Schauspielerin und Kabarettistin

von Michael Schleicher  22.04.2025

TV-Tipp

Arte-Doku über Emilie Schindler - Nicht nur »die Frau von«

Emilie und Oskar Schindler setzten sich für ihre jüdischen Arbeiter ein. Am 23. April läuft auf Arte eine Doku, die Emilie in den Mittelpunkt rückt

von Leticia Witte  22.04.2025

Kino

Film zu SS-Plantage »Kräutergarten« kommt ins Kino

Der Ort ist fast vergessen: Häftlinge im KZ Dachau erlitten dort Furchtbares. Nun erinnert der Dokumentarfilm »Ein stummer Hund will ich nicht sein« daran

 22.04.2025

Interview

»Die ganze Bandbreite«

Programmdirektorin Lea Wohl von Haselberg über das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg und israelisches Kino nach dem 7. Oktober

von Nicole Dreyfus  22.04.2025

Jazz

»Still Blooming«: Neues Album von Jeff Goldblum

Auf seinem neuen Album mischt der Schauspieler Jazzklassiker mit Starpower: Ariana Grande und Scarlett Johansson sind dabei

von Sabina Crisan  22.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  21.04.2025

Sehen!

»Die Passagierin«

Am Deutschen Nationaltheater in Weimar ist eine der intelligentesten Nachinszenierungen von Mieczyslaw Weinbergs Oper zu sehen

von Joachim Lange  21.04.2025