Der Publizist Michel Friedman hat kritisiert, dass es zu wenig Solidarität mit Juden in Deutschland gebe. »Ich unterstelle den Eliten größtenteils ein Verhalten, das sehr eindeutig ist, seit Tagen. Und selbst obwohl das eindeutig ist, zündet es nicht in diese Gesellschaft hinein, einfach mal aufzustehen und zu sagen: »Das geht gar nicht««, sagte der 67-Jährige am Donnerstag bei einem Gesprächsabend zum Thema »Judenhass« im Berliner Ensemble.
Zu Gast waren der Verfassungsschutzchef Thomas Haldenwang und der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein. Die meisten Juden seien wegen antisemitischer Parolen auf der Straße verzweifelt, betonte Friedman, der in Paris als Sohn polnischer Juden geboren wurde.
Zurecht habe es im vergangenen Jahr Empathie für die Frauen im Iran und die Menschen aus der Ukraine wegen des russischen Angriffskriegs gegeben. »Aber jetzt passiert etwas mitten unter uns«, sagte der frühere Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Friedman räumte ein, dass sich viele Menschen auch engagiert hätten.
Das Theater in Berlin-Mitte hatte am Donnerstag anlässlich des 85. Jahrestags der Pogromnacht zu einer Zusatzveranstaltung der Gesprächsreihe »Friedman im Gespräch« geladen. Es ging unter anderem um die Frage, was im Kampf gegen Judenhass in Deutschland unternommen werden muss. dpa