Juden aus aller Welt erinnern sich am Sederabend an den Auszug aus Ägypten. Von hier aus brachen die Israeliten von der Sklaverei in die Freiheit auf. Allerdings gebe es für den Exodus »keine archäologischen Beweise«, sagte der ägyptische Antikenminister Mamdouh Mohamed Gad Edamaty am Mittwoch in Berlin bei der Ausstellungseröffnung »Ein Gott – Abrahams Erben am Nil« im Berliner Bode-Museum. Sehr wohl bewiesen sei hingegen das friedliche Miteinander zwischen den drei Weltreligionen von der Antike bis zum Mittelalter, betonte Edamaty.
Seit Donnerstag zeigt das Berliner Bode-Museum mehr als 250 Exponate aus dieser langen gemeinsamen Geschichte von der Römerzeit bis zur Fatimiden-Herrschaft im 12. Jahrhundert. Mit »Ein Gott –Abrahams Erben am Nil« widmet sich damit erstmals eine umfangreiche Ausstellung dem religiösen Leben und Alltag der drei Glaubensgemeinschaften in Ägypten. Die Ausstellungsstücke stammen aus dem Ägyptischen Museum, dem Museum für Islamische Kunst und dem Museum für Byzantinische Kunst in Berlin.
Urvater Titelgeber Abraham gilt den Ausstellungsmachern als Archetypus für den Glauben an den einen Gott und somit als Bindeglied zwischen Judentum, Christentum und Islam. Gerade vor dem Hintergrund religiös aufflammender Konflikte verstehe sich die Ausstellung daher auch als Brücke zur Gegenwart, unterstrich Kuratorin Friederike Seyfried. So seien die archäologischen Funde und Dokumente tagespolitisch relevant.
Denn sie zeigen, dass Abrahams Erben jahrhundertelang friedlich zusammenlebten. Zwar verschweige die Ausstellung auch Konflikte nicht. Doch im Fokus stehen vor allem archäologische Zeugnisse kultureller und religiöser Vielfalt und Gemeinsamkeit.
Identität Von der Ausrichtung der Schau erhoffen sich die Kuratoren daher neben mehr Offenheit für die gemeinsamen Ursprünge auch eine identitätsbildende Wirkung, vor allem für jüngere Besucher. Parallel zu Berlin soll auch in Kairo eine gleichnamige Ausstellung zu sehen sein.
Der Rundgang beginnt bei der antiken Mittelmeermetropole Alexandria als Schmelztiegel der Kulturen. Durch den Austausch übers Meer entwickelten sich von hier aus viele philosophische Strömungen aller drei Glaubensgemeinschaften. Anhand von ägyptischen Zeugnissen der heiligen Schriften führt die Ausstellung zudem in die Grundzüge der drei Weltreligionen ein. Dabei werden ihre Sakralbauten – Synagoge, Kirche und Moschee – vorgestellt und deren Baugeschichte in Ägypten geschildert.
Alltag Ein weiterer Schwerpunkt widmet sich dem Alltagsleben in Ägypten. So werden Malereien, Skulpturen, Grabdenkmäler, Handschriften und Handwerkskunst von Judentum, Christentum und Islam sowie deren jeweilige Rituale von der Geburt bis zum Tod gezeigt.
Immer wieder macht die Mittelmeerregion als Fundort bedeutender archäologischer Ausgrabungen von sich reden, zuletzt in der vergangenen Woche. Laut israelischer Antikenbehörde waren nahe Tel Aviv Spuren einer 5000 Jahre alten ägyptischen Siedlung aus der Bronzezeit entdeckt worden. Der ägyptische Antikenminister wird sie besuchen, »wenn sich dazu eine Gelegenheit« biete.
»Ein Gott – Abrahams Erben am Nil. Juden, Christen und Muslime in Ägypten von der Antike bis zum Mittelalter«, Bode-Museum Berlin, 2. April bis 13. September 2015
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