März 1945 im tschechischen Brněnec. 1200 Jüdinnen und Juden leben gefangen in der Fabrik von Oskar Schindler. Auch Henry Kinsley und seine Frau. Sie droht wegen des permanenten Hungers in den kommenden zwölf Stunden zu sterben. Milch könnte helfen. Milch? Im März 1945? Für eine Jüdin? Emilie Schindler belädt heimlich einen Pferdewagen mit Whisky, Zigaretten und Cognac und fährt gemeinsam mit ihrer Nichte Gertrud zum Schwarzmarkt. Den beiden Frauen gelingt es, die so dringend benötigte Milch und Medikamente aufzutreiben.
Es ist die Rettung für Kinsleys Frau. Es ist der Alltag von Emilie Schindler. »Ich hatte genug davon, abgemagerte Körper, hungernde Kinder und verzweifelte Mütter mit anzusehen«, wird Emilie Schindler in der Doku über die Frau zitiert, ohne die Oskar Schindler sicherlich kein Held geworden wäre. Die sich um die 1200 Menschen kümmerte und den Alltag in Brněnec größtenteils allein bestritt, sich zu einer benachbarten Müllerin begab und irgendwann den Mut hatte zu fragen: »Haben Sie Getreide für meine Juden?« Sie erhält, worum sie gebeten hat.
Die 53-minütige Arte-Dokumentation Emilie Schindler – Die vergessene Heldin von Annette Baumeister zeigt eine Frau, die aus Liebe einen Lebemann heiratete, sich betrügen ließ und von ihm bitterlich enttäuscht wurde. In Argentinien, wohin beide nach dem Krieg ausgewandert waren, glaubte Emilie an einen Neuanfang. Es war das Ende des Paares. Während Oskar Schindler für seine Menschlichkeit verdiente Anerkennung bekam, verkümmerte seine Frau.
Der Journalist Raúl Kollmann erfährt Mitte der 90er-Jahre, dass Emilie Schindler auf dem Land lebt. Er besucht sie und holt ihre Geschichte in die Gegenwart, trifft Schindlers Betreuer, Leandro Coseforti, dessen Anstellung bei Emilie Schindler auch sein Leben rettet und der den wohl schönsten Satz der Doku sagte: »Sie rettete 1200 Juden und einen Argentinier.«
Am 20. Mai um 23 Uhr auf Arte