Sie sind jung, schwul, Palästinenser, und ihr Leben ist die Hölle. Louie (32), Abdu (24) und Faris (23) sind aus dem Westjordanland nach Tel Aviv geflohen – vor ihren Familien und der palästinensischen Polizei. In Yariv Mozers Dokumentarfilm The Invisible Men, der jetzt auch auf DVD vorliegt, berichtet Abdu nicht nur von Diskriminierung, sondern dezidiert von Folter. Seine Verwandten hatten ihn bei der palästinensischen Autonomiebehörde als schwul denunziert.
Die palästinensischen Offiziellen in Ramallah reagierten brutal. Sie warfen dem jungen Mann Kollaboration mit Israel vor, hielten ihn stundenlang fest, schlugen ihn und steckten seinen Kopf in eine Toilette. Faris’ Vater drohte seinem homosexuellen Sohn offen mit dem Tod. Auch Louies Vater flippte aus, als ihm Bilder seines Sohnes mit einem Mann im Bett zugespielt wurden: Er ging mit einem Messer auf Louie los, der bis heute eine riesige Narbe im Gesicht trägt.
asyl Drei junge Männer in einer gefährlichen Situation, die, allen Widrigkeiten zum Trotz, versuchen, einen Platz in der Welt zu finden. In Tel Aviv schlagen sie sich ohne Aufenthaltserlaubnis durch, jobben in Restaurants und leben abends in der Schwulenszene auf. Doch schließlich entscheiden sie sich dafür, ihre Heimat zu verlassen: Sie stellen einen Asylantrag nach Europa, weil Israel sie nicht als politisch Verfolgte akzeptiert. Schließlich reisen sie tatsächlich aus – um sich im kalten Skandinavien wiederzufinden und sich dort nach ihrer Heimat zu sehnen.
Yariv Mozers Dokumentation besticht nicht durch außergewöhnliches handwerkliches Geschick, dafür aber durch die Nähe zu ihren Protagonisten, mit denen sich der Zuschauer – ob homo- oder heterosexuell – leicht identifizieren kann: drei junge Männer, die nichts weiter wollen als das Recht, so zu leben, wie es ihnen entspricht – und denen genau das im Nahen Osten von heute nicht vergönnt ist.
»The Invisible Men« (Gvarim bilti nir’im) DVD 69 min. plus Bonusmaterial, hebr. Originalversion mit dt. und engl. UT, GMfilms Berlin, 14,99 €