In Deutschland ist das israelische Start-up Mobli noch weitgehend unbekannt. Doch das dürfte sich rasch ändern: Gerade ist Leonardo DiCaprio in die bisher noch kleine Firma eingestiegen – vier Millionen Dollar investierte der 37-Jährige, der seit Jahren zu den meistverdienenden Schauspielern der Welt gehört.
Mit dem Engagement eines Hollywoodstars werben zu können, bringt einem IT-Unternehmen die Aufmerksamkeit, die auch ein gutes innovatives Onlineangebot braucht, um sich im Internet und auf Smartphones durchzusetzen. Denn nicht nur Fans wollen wissen, wofür ihr Idol Reklame macht. Auch an Promi-Tratsch nicht interessierte User werfen gern einen Blick auf Firmen, die es in die Schlagzeilen schaffen, denn nur so kann man einer der Ersten sein, die bei einem neuen Trend ganz vorne mit dabei sind – ein Early Adopter, wie es auf Englisch heißt.
Aber was ist das für eine Technologie, in die DiCaprio so viel Geld gesteckt hat? »Mobli erlaubt Usern aus aller Welt, Erlebnisse miteinander zu teilen«, erklärte der Schauspieler auf einer Pressekonferenz mit den Gründern. Die Plattform »revolutioniere den Austausch visueller Informationen«.
erlebnisse Mobli ist so etwas wie Twitter, nur mit Bildern und Videos statt der 140 Zeichen Text, die der Microblogging-Dienst seinen Usern pro Nachricht erlaubt. Mobli-Benutzer können Fotos und Filme hochladen, bewerten, was andere hochgeladen haben, und natürlich ihren Freunden folgen, um auf einen Blick zu sehen, was diese in der letzten Zeit zu zeigen hatten. Zudem ist es möglich, sich anzuschauen, was weltweit in verschiedenen Kategorien gepostet wird.
Die Website wirkt dabei sehr aufgeräumt und übersichtlich, aber richtig Spaß macht Mobli erst auf dem Handy. Denn Mobli ist einer der neuen Dienste, die von Beginn an einen größeren Schwerpunkt auf die Mobilsoftware für Android und iPhone setzen als auf ihre Website und damit auf Handys mehr Funktionalität bieten als im Browser. Auf dem Smartphone kann man sich beispielsweise ansehen, was Nutzer aus der unmittelbaren Umgebung, in der man sich mit seinem Telefon befindet, gerade veröffentlicht haben. Die Filme und Fotos lassen sich nämlich ganz einfach mit Geokoordinaten taggen.
Dass der Schwerpunkt von Mobli auf mobilen Endgeräten liegt, ist nicht überraschend. Denn Firmengründer Moshe Hogeg – Spitzname Moshiko – hatte die Idee zur Plattform bei einem Konzert, bei dem er, relativ weit hinten stehend, vom Geschehen auf der Bühne nur wenig mitbekam. Dass er nichts sah, lag daran, dass viele der Besucher vor ihm ihre Handys hochhielten und filmten, was die Geräte hergaben.
Hogeg stellte sich vor, wie es wäre, wenn er die Videoübertragung von all diesen Handys auf seinem Gerät live verfolgen könnte. Nicht nur würde er dann auf seinem Smartphone das Konzert aus der Perspektive der ersten Reihe sehen, nein, es könnte ja sogar möglich sein, »das Ganze gleich aus mehreren Blickwinkeln zu verfolgen, während es passiert«.
Als alter Hase im Social-Media-Business – zuvor war er Media-Manager bei Nike und hatte auch schon Web2Sport gegründet, eine Website, deren Nutzer unter anderem über die Aufstellung des Fußballklubs Hapoel Kirayay Shalom aus Tel Aviv abstimmen konnten – zögerte »Moshiko« Hogeg nicht lange und gründete Mobli Social.
Ereignisse Seine Idee habe Potenzial, glaubte er, weil das Konzept nicht nur für Rockkonzerte interessant wäre: Bei Veranstaltungen, Sportevents und sogar bei aktuellen Geschehnissen, die man sonst erst später in den Nachrichten sieht, könnten Mobli-Nutzer live dabei sein. Und da nicht absehbar ist, wie viele verschiedene interessante Themen es gibt, überlässt es Mobli seinen Benutzern einfach selbst, die unterschiedlichen Kanäle anzulegen. Die Kanäle funktionieren wie Stichwörter, nach denen man als Benutzer genauso suchen kann wie nach bestimmten Orten. Und genau das ist die eigentliche Stärke von Mobli.
»Jeder ist bei Facebook, um Fotos und Videos mit Freunden und Bekannten zu teilen«, so Boaz Hecht, Vice President von Mobli. »Mobli geht einen Schritt weiter, es erlaubt nämlich, diese Inhalte, nur nach Ort oder Stichwort geordnet, nicht nur mit Freunden, sondern auch mit völlig Fremden im Facebookstil auszutauschen.«
Noch ist bei Mobli allerdings nicht besonders viel los. Im Moment kann es beispielsweise gut sein, dass das neueste Foto aus der näheren Umgebung schon ein paar Wochen alt ist. Mit steigender Userzahl wird sich das jedoch rasch ändern – und genau dafür dürfte das Engagement von Leonardo DiCaprio sorgen.
www.mobli.com