Ehud Netzer, einer der bedeutendsten Archäologen Israels und der Entdecker des Sarkophags des Königs Herodes, ist vergangenen Donnerstag in Jerusalem seinen Verletzungen erlegen, die er sich bei einem Unfall auf dem Herodion zugezogen hatte. Er wurde 76 Jahre alt. Netzer, emeritierter Professor an der Hebräischen Universität in Jerusalem, war ein Experte für die Architektur des Königs Herodes, der den Jerusalemer Tempel erweiterte, den Hafen von Caesarea baute und als der größte Bauherr des Heiligen Landes bis in die Neuzeit gilt. Netzers Mutter, Pua Ben Tovim, war eine Geliebte des Prager Schriftstellers Franz Kafka. Sie hatte Kafka Hebräisch beigebracht.
suche Vor drei Jahren machte Netzer weltweite Schlagzeilen, als er nach jahrzehntelanger Suche endlich das Grab und den Original-Sarkophag von König Herodes auf halber Höhe des künstlich aufgeschütteten Herodionbergs nahe Bethlehem fand. Der Jüdischen Allgemeinen sagte er damals im Interview: »Als ich 1972 anfing, am Herodium zu graben, hatte ich nicht das Ziel, das Grab zu finden. Ich interessierte mich für die Architektur der biblischen Zeit. Ich bin ja auch Architekt. Erst seit etwa 1980 suchen wir aktiv nach der Grabstätte. Im Umkreis der Festung hatten wir die Überreste einer byzantinischen Kirche gefunden. Die Steine, aus denen die Kirche errichtet war, trugen Verzierungen, die typisch sind für Grabstätten aus der Zeit des Herodes.«
Netzer hatte sich bei Grabungsarbeiten auf dem Herodion an ein Geländer gelehnt. Dieses gab nach, und Netzer stürzte in die Tiefe. Er erlag seinen schweren Verletzungen im Jerusalemer Hadassah-Hospital.