Das muss aufhören!», «Es reicht!», «Es wirft einen Schatten auf Deutschland», «Tun Sie endlich das Richtige!» – mit scharfen Worten hat S. Ronald Lauder die mangelhafte Rückgabepraxis von NS-Raubkunst aus jüdischem Besitz kritisiert.
«Die Schuld an der bloßen Ankündigungspolitik in Deutschland tragen verschiedene Stellen», sagte der Präsident des Jüdischen Weltkongresses am Donnerstag in Berlin. «Regierungen, Museen, Sammler, Händler, die stumme Öffentlichkeit und sogar Lokalpolitiker und Bürgermeister.»
schoa «Es ist nicht akzeptabel, dass wir uns 73 Jahre nach Ende des Krieges immer noch mit der Rückgabe von Nazi-Raubkunst an die rechtmäßigen jüdischen Eigentümer beschäftigen müssen», betonte Lauder in seiner Rede im Rahmen einer Veranstaltung der «Commission for Art Recovery» im Journalisten-Club des Medienunternehmens Axel Springer zum 20. Jahrestag der «Washingtoner Erklärung».
Es schädige das Ansehen von Nachkriegsdeutschland massiv, dass die Bundesrepublik bislang lediglich einen Mindestaufwand betrieben habe, um entsprechende Kunstwerke den jüdischen Besitzern zurückzugeben. Die große Lücke zwischen offiziellen Aussagen und tatsächlichen Handlungen müsse endlich geschlossen werden, so Lauder.
In Richtung von Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die ihre Teilnahme an der Veranstaltung abgesagt hatte, sagte Lauder: «Ich weiß vor allem die Bemühungen von Staatsministerin Grütters zu schätzen. Aber können wir endlich mehr Resultate sehen? Ich warte bereits seit Jahren und sehe nichts, gar nichts!»
Abkommen Die Washingtoner Erklärung von 1998, die die Bundesrepublik ebenso wie 43 andere Staaten unterschrieben hat, sieht vor, dass in der NS-Zeit beschlagnahmte Kunstwerke identifiziert und an die rechtmäßigen Erben zurückgegeben werden. Unterschrieben wurde die Erklärung zudem von jüdischen Opferverbänden und anderen nichtstaatlichen Organisationen.
Die Unterzeichner verpflichteten sich, geraubte Kunstwerke aus der NS-Zeit an die rechtmäßigen Erben zurückzugeben und Lösungen für die Entschädigung zu finden. Denn nach über 50 Jahren war der Diebstahl von während der NS-Zeit geraubter Kunst verjährt. Mit den elf Leitsätzen der «Washingtoner Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust» sollte den Opfern und deren Nachkommen doch noch zu ihrem Recht verholfen werden.
Deutliche Kritik übte Lauder auch an der Limbach-Kommission, die im Jahr 2003 von der Bundesregierung ins Leben gerufen wurde. Auf Wunsch vermittelt das Gremium zwischen den rechtmäßigen Erben von geraubter Kunst und den heutigen Eigentümern.
kommission «Niemand ruft die Kommission an, weil sie als nicht unabhängig und nicht unvoreingenommen gilt», betonte Lauder. Das Gremium darf laut Statuten nur dann tätig werden, wenn sowohl die rechtmäßigen Eigentümer oder deren Erben als auch die heutigen Besitzer ihr Einverständnis erklärt haben.
Der offizielle Titel der Limbach-Kommission lautet «Beratende Kommission im Zusammenhang mit der Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter, insbesondere aus jüdischem Besitz». Sie wurde benannt nach der mittlerweile verstorbenen Vorsitzenden Jutta Limbach.
Die Kommission umfasst zehn Mitglieder, darunter der Schweizer Historiker Raphael Gross, die ehemalige Präsidentin des Bundesverwaltungsgerichts, Marion Eckertz-Höfer, und der Direktor der American Academy in Berlin, Gary Smith.
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