Seit über 20 Jahren haben wir jedes Jahr beim Internationalen Filmfestival Jerusalem im Juli unseren Freund Ronny Loewy getroffen. Wir diskutierten über Politik und Kunst und schauten Filme, viele Filme. Jetzt ist Ronny Loewy tot. Er starb am 9. August.
Ronny Loewy wurde 1946 in Tel Aviv geboren. Er studierte Soziologie in Frankfurt und Hannover. Seit 1984 war er Mitarbeiter des deutschen Filmmuseums in Frankfurt/Main. 1987 kuratierte er die Ausstellung Von Babelsberg nach Hollywood. Filmemigration aus Nazideutschland. Von 1992 bis 2005 war er Mitherausgeber der Zeitschrift Filmexil. Ronny veröffentlichte zahlreiche Arbeiten, unter anderem zu Filmexil, Holocaust und Film, Jiddisches Kino, Stanley Kubrick, Max Ophüls, Meyer Levin, Helmar Lerski und Victor Vicas.
datenbank Ein Höhepunkt seiner filmhistorischen Arbeit war das Projekt »Cinematographie des Holocaust«, das Ronny Loewy seit 1993 leitete. Diese in Zusammenarbeit mit dem Fritz-Bauer-Institut erstellte Datenbank von 1.792 Filmen zur Schoa ist eine unschätzbare und einzigartige Quelle für die Filmwissenschaft weltweit.
Ronny Loewy hat auch selbst zahlreiche Filme gemacht. Zu seinen Produktionen gehören Das jiddische Kino (1983), Es war einmal ein Jiddischland (mit Inge Classsen 1992), Auschwitz – Fünf Tage im November (mit Cilly Kugelmann und Hanno Loewy 1995) und Willy Münzenberg oder Die Kunst der Propaganda (mit Alexander Bohr 1995).
Ronny Loewys Hilfe und Unterstützung bei unserer Arbeit im amerikanischen National Center for Jewish Film, sein reiches Wissen und sein guter Rat werden unersetzbar sein. Unsere Anteilnahme gilt seiner Frau Gisela und seinen Brüdern Peter und Hanno.
Die Autorinnen sind Direktorinnen am National Center for Jewish Film an der Brandeis University.