Pessach ist vorbei und damit auch der Stress der Suche nach dem Gesäuerten, wofür oft die gesamte Wohnung auf den Kopf gestellt und gereinigt wird, der Invasion der Gäste, nervigen Einkäufen und Kochmarathons. Pessach aber gibt es nur einmal im Jahr. Stress im Beruf oder im Alltag hingegen kann uns 365 Tage im Jahr auf Trab halten – und mitunter sogar unsere Gesundheit kosten oder zumindest beeinträchtigen.
Aber: »Stress ist keine Krankheit«, versichert Louis Lewitan. »Er gehört zum Leben wie die Luft zum Atmen und die Schokolade zum Genießen«, so der Psychologe, Managementberater und Stressexperte. Grund genug, die ganze Palette der Faktoren, die mit diesem Thema in Zusammenhang stehen, einmal aufzulisten und unter die Lupe zu nehmen. Und natürlich ein paar Tipps zu geben, wie man stressige Situationen besser in den Griff bekommen kann.
Lampenfieber Lewitan und sein Co-Autor, der Personalberater und Coach Markus Böhler, betonen stets die Ambivalenz der Ursachen, die bei Menschen Stress auslösen können. Zum Beispiel Angst. Sie stresst, demotiviert und macht darüber hinaus oft sogar krank. Zugleich hat sie aber auch gute Seiten. In ihrem Fall ist das evolutionsbedingt und hilft zu überleben, weil Angst zudem die Sinne zu schärfen vermag und wachsam macht. »In der richtigen Dosis ist sie ein Überlebenselixier. Ein Quäntchen Lampenfieber beispielsweise wirkt anregend und leistungsfördernd.« Zu viel Angst kann aber kontraproduktiv oder gar tödlich sein.
Oder das Stichwort Konkurrenz. Sie belebt bekanntermaßen das Geschäft und sorgt für reichlich Dynamik, Auswahl und Vielfalt. Doch auch sie beschert vielen Menschen – vor allem im Berufsleben – Stress und wirft damit die Frage auf, ob man sich ihr permanent aussetzen soll und wie viel man davon eigentlich aushalten kann. »In der Regel bricht der Hamster eher als das Hamsterrad«, bringt es Lewitan auf den Punkt und rät: »Heben Sie im Erfolg nicht ab, und passen Sie auf Ihre Ellbogen auf, denn die besitzen auch andere.«
Wahnsinn Perfektionismus gehört ebenfalls in diese Kategorie. Gerne wird diese Eigenschaft in Bewerbungsgesprächen von Kandidaten für einen Job als Schwäche angegeben, was Lewitan recht süffisant folgendermaßen kommentiert: »Wenn Sie unbedingt weiter von Perfektionismus sprechen wollen, dann erzählen Sie bitte auch, wie Sie damit umgehen. Sie wirken sonst wenig souverän oder wie jemand, der andere in den Wahnsinn treibt.« Wer dagegen Perfektionismus zu seiner Herzenssache macht und sich rund um die Uhr unter Druck setzt, der zahlt gesundheitlich einen hohen Preis. »Der Herzkasper wartet schon.«
Die Tatsache, dass die Texte im Buch mit zahlreichen humoristischen Zeichnungen des Cartoonisten Dirk Meissner illustriert werden, verweist genauso auf die Intention der Autoren wie der lockere Plauderton, in dem sie schreiben. Die Lektüre soll zum Nachdenken über sich und seine Umwelt anregen, ohne dabei durch Ermahnungen oder klare Anweisungen den Leser gleich in eine bestimmte Richtung zu drängen. Ganz stressfrei eben.
Louis Lewitan, Markus Böhler: »Stressless. Das ABC für mehr Gelassenheit in Job und Alltag«. Ariston, München 2017, 256 S., 16,99 €, www.lewitan.com