80 Jahre Warschauer Ghettoaufstand

»Eine Geschichte des Mutes«

Das Denkmal für die Helden des Warschauer Ghettos Foto: Marco Limberg

Noch immer werden Jüdinnen und Juden in der Geschichtserzählung vorwiegend passive Rollen zugeschrieben. Sie sind entweder Opfer oder Befreite. Jüdischer Widerstand hingegen steht in der Erinnerungskultur noch immer im Hintergrund. So auch der Warschauer Ghettoaufstand, der vor 80 Jahren, am Abend des 19. April 1943, begann.

Die Tagung »Jüdischer Widerstand — Erinnerung an 80 Jahre Warschauer Ghettoaufstand« der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden nahm anlässlich dieses Jahrestages dieses Narrativ über Juden nochmals kritisch unter die Lupe. Die Veranstaltung fand in Berlin-Charlottenburg statt.

Überleben »Jüdische Geschichte ist eine Geschichte des Mutes, des unbändigen Überlebenswillens und Glaubens an sich selbst. Dafür steht der Warschauer Ghettoaufstand in all seinen heroischen und gleichzeitig ernüchternden gescheiterten Facetten, die den jüdischen Widerstand insgesamt symbolisieren, der leider noch viel zu wenig historisch betrachtet wird«, so Zentralratspräsident Josef Schuster in seinem Grußwort zum Auftakt der Tagung.

Darin ging er auch auf den »erinnerungspolitischen Wandel« ein, der überall spürbar sei. »Es ist ein Prozess im Gange, der unseren Blick auf Geschichte und Erinnerung verändert – im deutsch-polnischen Verhältnis, aber auch im Inneren unseres Landes und unserer Gesellschaft«, so Schuster. Dieser Wandel habe sich auch bei der Gedenkzeremonie zum Warschauer Ghettoaufstand in der polnischen Hauptstadt am vergangenen Mittwoch gezeigt.

Zentralratspräsident Josef Schuster konstatiert einen erinnerungspolitischen Wandel.

So habe Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als erster deutscher Staatsgast am Ehrenmahl in Warschau gesprochen. Schuster betonte: »Es war für mich ein bewegender Moment, ein Moment, der gezeigt hat, dass sich etwas verändert in der historischen Wahrnehmung, aber auch einer, der nicht einfach so geschieht.« Diesen erinnerungspolitischen Wandel selbst zu gestalten, sei ein elementares Anliegen der jüdischen Gemeinschaft. Er fordert, dass die Erinnerung an den Warschauer Ghettoaufstand »fest im Kanon der deutsch-polnischen Geschichte sowie in der Geschichte des Zweiten Weltkrieges« verankert wird.

Perspektiven Auch Doron Kiesel, Leiter der Bildungsabteilung des Zentralrats, betonte, dass die Erinnerung an den Warschauer Ghettoaufstand nicht unterschätzt werden dürfe. Die Tagung bot daher einen umfassenden, historischen Abriss sowie weniger beachtete Perspektiven auf den Widerstand im Warschauer Ghetto, aber auch darüber hinaus.

Auf dem Programm der Tagung standen unter anderem Vorträge von Markus Roth, Historiker am Fritz Bauer Institut Frankfurt, sowie von der Literaturwissenschaftlerin Yael Kupferberg, Lea Wohl von Haselberg von der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf und weiteren.

Lesen Sie mehr dazu in der Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen vom 4. Mai.

Malerei

First Ladys der Abstraktion

Das Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden zeigt farbenfrohe Bilder jüdischer Künstlerinnen

von Dorothee Baer-Bogenschütz  14.01.2025

Leipzig

»War is over« im Capa-Haus

Das Capa-Haus war nach jahrzehntelangem Verfall durch eine bürgerschaftliche Initiative wiederentdeckt und saniert worden

 14.01.2025

Debatte

»Zur freien Rede gehört auch, die Argumente zu hören, die man für falsch hält«

In einem Meinungsstück in der »Welt« machte Elon Musk Wahlwerbung für die AfD. Jetzt meldet sich der Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner zu Wort

von Anna Ringle  13.01.2025

Krefeld

Gütliche Einigung über Campendonk-Gemälde

An der Einigung waren den Angaben nach die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne), das Land NRW und die Kulturstiftung der Länder beteiligt

 13.01.2025

TV

Handgefertigte Erinnerung: Arte widmet Stolpersteinen eine Doku

Mehr als 100.000 Stolpersteine erinnern in 30 Ländern Europas an das Schicksal verfolgter Menschen im Zweiten Weltkrieg. Mit Entstehung und Zukunft des Kunstprojektes sowie dessen Hürden befasst sich ein Dokumentarfilm

von Wolfgang Wittenburg  13.01.2025

Mascha Kaléko

Großstadtdichterin mit sprühendem Witz

In den 20er-Jahren war Mascha Kaléko ein Star in Berlin. Die Nazis trieben sie ins Exil. Rund um ihren 50. Todestag erleben die Werke der jüdischen Dichterin eine Renaissance

von Christoph Arens  13.01.2025

Film

»Dude, wir sind Juden in einem Zug in Polen«

Bei den Oscar-Nominierungen darf man mit »A Real Pain« rechnen: Es handelt sich um eine Tragikomödie über das Erbe des Holocaust. Jesse Eisenberg und Kieran Culkin laufen zur Höchstform auf

von Lisa Forster  13.01.2025

Sehen!

»Shikun«

In Amos Gitais neuem Film bebt der geschichtsträchtige Beton zwischen gestern und heute

von Jens Balkenborg  12.01.2025

Omanut Zwillenberg-Förderpreis

Elianna Renner erhält Auszeichnung für jüdische Kunst

Die Schweizerin wird für ihre intensive Auseinandersetzung mit Geschichte, Biografie und Politik geehrt

 12.01.2025