Frau Zarhy, am Donnerstag hatte das Stück »Next to Near« Premiere in den Berliner Sophiensälen. Worum geht es?
Es gibt viele Ansätze. In den vergangenen zwei Jahren habe ich mich sehr stark mit dem Thema Intimität auseinandergesetzt. Wie kann sich Intimität in einem Theater zwischen Publikum und Bühne entwickeln? Daran schließt sich die Frage nach Nähe und Distanz an: Wann ist etwas sehr nah, und wann ist es sehr weit weg? Es gibt dabei diesen geografischen Aspekt: Denn manchmal ist jemand, der an einem fernen Ort ist, näher als jemand, der direkt neben einem ist. Und das, finde ich, ist durch die moderne Kommunikation ein sehr aktuelles Thema.
Wie haben Sie sich diesem Thema künstlerisch angenähert?
Auf einem sehr abstraktem Level. Als Künstler wollten wir unsere Körper im Raum des Theaters nutzen, um zu sehen, wie wir diese Frage nach Nähe und Distanz beantworten können. Dabei wurden wir vom sogenannten Theatre of Psychogeography – einer Bewegung der Situationisten aus den 60er-Jahren – inspiriert. Unter Guy Debord wollten sie den psychologischen Aspekt, den Geografie haben kann, auf eine objektive Ebene bringen. Sie liefen beispielsweise anhand eines Londoner Stadtplans durch Paris, um die Struktur einer Stadt wahrzunehmen.
Sind Nähe und Distanz heutzutage Herausforderungen?
Ich persönlich glaube, dass wirklich komplett für jemanden da zu sein oder richtig an einem Ort zu sein, gar nicht mehr so gegeben ist. Wir haben so viele Geräte, um vor einer vollen Präsenz zu fliehen. Ein Besuch eines Theaters ist irgendwie eine Art, sich diesen Raum zu schaffen: Man konfrontiert sich – im besten Sinne des Wortes – mit einer Situation und fokussiert sich auf sie.
Sie arbeiten bei dem Stück mit dem Choreografen Herman Heisig zusammen. Wie kam dies zustande?
Ich kenne Herman seit 2007, wir haben in Montpellier gemeinsam Choreografie studiert. Über die Jahre hinweg sind wir unsere eigenen Wege gegangen, haben uns aber immer über unsere Arbeit auf dem Laufenden gehalten. Vor zwei Jahren hat Herman ein Stück konzipiert – es hieß Strtch – bei dem ich sowohl beratend von außen als auch im Stück selbst mitmachen durfte. Aus dieser Erfahrung heraus war es unser Wunsch, mal wieder zusammenzuarbeiten.
»Next to Near« wird noch das ganze Wochenende in Berlin gespielt. Gibt es weitere Auftritte?
Wir werden am 18. und 19. März in der Schaubühne Lindenfels in Leipzig sein. Und anschließend im Künstlerhaus Mousonturm in Frankfurt. Das war in den vergangenen Jahren mein professionelles Zuhause. Ende August sind wir dann noch in Israel.
Mit der Choreografin sprach Katrin Richter.
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