Nachruf

»Eine Frage hätte ich noch ...«

Schauspieler zu werden war für Peter Falk beruflich nur die zweite Wahl gewesen. Eigentlich hatte er nach seinem Politikstudium zur CIA gehen wollen. Doch als halb Blinder – Falk hatte mit drei Jahren das rechte Auge verloren und trug seitdem ein Glasauge – hatte er als Spion bei der Agency keine Chance. So blieb nur die Bühne, erst in der amerikanischen Provinz, dann am Broadway, bevor Hollywood ihn holte. Gleich für seine erste Filmrolle erhielt der damals 33-Jährige eine Oscar-Nominierung. In dem Gangsterdrama »Murder Incorporated« spielte er Abe »Kid Twist« Reles, einen berüchtigten jüdischen Profikiller der 30er-Jahre. Lokalkolorit für den Part brachte Falk mit. Schließlich stammte er - wie Reles - aus der ostjüdischen New Yorker unteren Mittelschicht.

unterschätzt Es folgten weitere Nebenrollen in Film- und Fernsehproduktionen, bis 1968 der Durchbruch kam. Peter Falk wurde Columbo. In den 69 Episoden der Krimiserie (Regisseur der ersten Folge war ein damals völlig unbekannter 25-Jähriger namens Steven Spielberg) spielte er den stets leicht chaotisch daherkommenden Polizei-Inspektor, zu dessen Grundausstattung ein angeschmutzter Regenmantel, ein zerbeulter Peugeot, billige Zigarren sowie ein Basset namens »Hund« gehörten.

Columbo war der Gegenentwurf zum klassischen fiktionalen Detektiv, wie man ihn sonst aus Romanen und Filmen kannte: kein Muskelprotz, kein um sich ballernder Waffenfetischist, kein genialer Sherlock Holmes, stattdessen ein stets überfordert wirkender kleiner Beamter. Eben das war Columbus Erfolgsgeheimnis. Seine Gegenspieler unterschätzten ihn so lange, bis es zu spät war und der Inspektor völlig unerwartet zum tödlichen Stoß ausholte. Legendär wurde sein Satz »Eine Frage hätte ich noch«, mit dem die Schlinge genau in dem Moment zugezogen wurde, wenn der Verdächtige glaubte, den vermeintlich tölpelhaften Polizisten ausgetrickst zu haben. Columbo war der kleine Mann, der es den arroganten Mächtigen zeigte. Das machte die Serie so populär. Mit diesem Detektiv konnte sich der Durchschnittsbürger identifizieren. Peter Falk selbst sagte einmal, dass er Columbo mit seinen eigenen Charaktereigenschaften ausgestattet habe. »Ich bin Jude und Sternzeichen Jungfrau, was bedeutet, dass ich gründlich bis zur Besessenheit bin.«

malerei Vier Mal gewann Peter Falk für Columbo den Emmy, Amerikas renommiertesten Fernsehpreis. 2003 wurde die Serie eingestellt. Falk trat danach noch ein paar Mal in Film- und Fernsehrollen auf, unter anderem in Produktionen von John Casavetes. Hauptsächlich aber widmete er sich seiner neuen Leidenschaft, dem Malen, und brachte es dabei zu regelrechter Meisterschaft. 2006 hatte Falk eine große Ausstellung im Butler Institute of American Art in Youngston/Ohio. Im selben Jahr erschienen auch seine Memoiren Just One More Thing.

2007 wurde bei Falk Alzheimer diagnostiziert. Seine Ehefrau Shera betreute ihn im Haus der Familie in Beverley Hills. Dort ist Peter Falk am 23. Juni im Alter von 83 Jahren gestorben.

Aufgegabelt

Mazze-Sandwich-Eis

Rezepte und Leckeres

 18.04.2025

Pro & Contra

Ist ein Handyverbot der richtige Weg?

Tel Aviv verbannt Smartphones aus den Grundschulen. Eine gute Entscheidung? Zwei Meinungen zur Debatte

von Sabine Brandes, Sima Purits  18.04.2025

Literatur

Schon 100 Jahre aktuell: Tucholskys »Zentrale«

Dass jemand einen Text schreibt, der 100 Jahre später noch genauso relevant ist wie zu seiner Entstehungszeit, kommt nicht allzu oft vor

von Christoph Driessen  18.04.2025

Kulturkolumne

Als Maulwurf gegen die Rechthaberitis

Von meinen Pessach-Oster-Vorsätzen

von Maria Ossowski  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Ausstellung

Das pralle prosaische Leben

Wie Moishe Shagal aus Ljosna bei Witebsk zur Weltmarke Marc Chagall wurde. In Düsseldorf ist das grandiose Frühwerk des Jahrhundertkünstlers zu sehen

von Eugen El  17.04.2025

Sachsenhausen

Gedenken an NS-Zeit: Nachfahren als »Brücke zur Vergangenheit«

Zum Gedenken an die Befreiung des Lagers Sachsenhausen werden noch sechs Überlebende erwartet. Was das für die Erinnerungsarbeit der Zukunft bedeutet

 17.04.2025

Bericht zur Pressefreiheit

Jüdischer Journalisten-Verband kritisiert Reporter ohne Grenzen

Die Reporter ohne Grenzen hatten einen verengten Meinungskorridor bei der Nahost-Berichterstattung in Deutschland beklagt. Daran gibt es nun scharfe Kritik

 17.04.2025

Interview

»Die ganze Bandbreite«

Programmdirektorin Lea Wohl von Haselberg über das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg und israelisches Kino nach dem 7. Oktober

von Nicole Dreyfus  16.04.2025