Interview

»Eine Ergänzung zu Heidelberg«

Annette Schavan über Judentum, Wissenschaft und das neue Zentrum für Jüdische Studien in Berlin

von Ingo Way  02.05.2012 12:23 Uhr

Annette Schavan Foto: cc, Laurence Chaperon

Annette Schavan über Judentum, Wissenschaft und das neue Zentrum für Jüdische Studien in Berlin

von Ingo Way  02.05.2012 12:23 Uhr

Frau Ministerin, der Bund fördert das Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg mit 6,9 Millionen Euro. Was ist der Zweck?
Das europäische Judentum spielt in der Geschichte Europas eine zentrale Rolle. Neben den anderen großen Weltreligionen soll auch das Judentum in Deutschland einen festen Platz in der Wissenschaft haben. Nun entsteht ein Zentrum, an dem die entsprechenden Fachbereiche der drei Berliner Universitäten, der Universität Potsdam, des Moses Mendelssohn Zentrums und des Abraham Geiger Kollegs beteiligt sind. Damit verbunden ist auch die Verbesserung bei der Ausbildung von Kantoren, Rabbinern und Wissenschaftlern.

Warum in Berlin und Brandenburg?
Weil es hier in Vergangenheit und Gegenwart die größte Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland gab und gibt. Die beteiligten Institutionen können starke Beiträge zum Zentrum leisten. Und weil Stadt und Region eine Drehscheibe zwischen Ost- und Westeuropa sind.

Werden an dem Zentrum neue Stellen und Lehrstühle geschaffen?
Es werden zunächst zwei neue Lehrstühle eingerichtet. Eine Professur für jüdische Bibelexegese an der Uni Potsdam. Und ein Lehrstuhl für jüdische Musik, der an der Franz-Liszt-Musikhochschule in Weimar eingerichtet wird. Da haben sich das Geiger-Kolleg und die Weimarer Hochschule zu einem gemeinsamen Berufungsverfahren entschieden; auch die Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg (HfJS) war einbezogen.

Was wird im Bereich der Nachwuchsförderung getan?
Eine wichtige Aufgabe des Zentrums wird die Förderung von Nachwuchswissenschaftlern in der PhD- und Postdoc-Phase sein. Es soll eine Graduiertenschule entstehen, an der sich alle Universitäten beteiligen. Das Promotionsrecht bleibt bei der jeweiligen Hochschule, aber es wird eine gemeinsame Graduiertenschule sein.

Wann nimmt das Zentrum seine Arbeit auf?
Ich werde es am 30. Mai in Berlin eröffnen, sodass ich davon ausgehe, dass die Arbeit im Wintersemester auch öffentlich sichtbar wird.

In der Diskussion ist auch die Gründung einer Fakultät für jüdische Theologie. Wird diese mit der Gründung einhergehen?
Das ist eine andere Baustelle. Der Bund beteiligt sich an dem Zentrum für Jüdische Studien. Das geschieht unabhängig von der Frage einer theologischen Fakultät in Potsdam.

Sie haben vergangene Woche die HfJS in Heidelberg besucht. Geht die Förderung des neuen Zentrums zu deren Lasten?
Nein. Selbstverständlich bleiben auch die Zuweisungen für die HfJS erhalten. Was hier geschieht, ist Ergänzung und Bündelung vorhandener Kräfte. Das Zentrum wird sich als Ergänzung zu Heidelberg entwickeln und nicht auf dessen Kosten. Auch die HfJS profitiert davon, dass in Berlin und Potsdam die Jüdischen Studien gestärkt werden und mehr für den wissenschaftlichen Nachwuchs getan wird.

Mit der Bundesministerin für Bildung und Forschung (CDU) sprach Ingo Way.

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