Braucht man in einer Zeit, da jeder auf dem Smartphone seinen elektronischen Kalender hat und man Apps mit standortgenauen Schabbat- und Feiertagszeiten laden kann, überhaupt noch gedruckte Kalender? Ja, doch, wenn es der von Henryk M. Broder und Hilde Recher herausgegebene und inzwischen im 32. Jahr erscheinende Jüdische Kalender ist. Denn der war nie als banales Merkheft für Tageseinträge gedacht. Eigentlich beschreibt der Begriff Kalender das 264 Seiten umfassende kleine Buch auch nicht richtig. Es handelt sich in Wirklichkeit um einen Almanach mit Zitaten, Anekdoten, Kurzbiografien und Geschichten für jeden Tag.
zitate Unter Montag, den 24. November, beispielsweise kommt der aufklärerische Philosoph Baruch Spinoza (1632–1677) zu Wort: »Die Idee des Meeres ist in einem Wassertropfen vereint.« Am Freitag, den 26. Dezember, liest man eine Bemerkung von Marcel Reich-Ranicki: »Die anständigen Menschen arbeiten um des Ruhmes und des Geldes willen. Die unanständigen wollen die Welt verändern und die Menschen erlösen.« Zvi Zamir, ehemals Direktor des Mossad, erinnert am Freitag, den 13. Februar 2015, daran, dass »die Verteidigung von Juden Sache der Juden« ist. Auf vehementen Widerspruch bei den vielen jüdischen Hundebesitzern in Tel Aviv wird wohl ein jiddisches Sprichwort stoßen, das unter dem Datum vom 7. Juni steht: »Wenn ein Jude einen Hund hat, ist entweder der Hund kein Hund oder der Jude kein Jude.«
Und falls einmal das Netz zusammenbrechen sollte: Der Kalender enthält im Anhang auch ein Verzeichnis der jüdischen Feiertage, Schabbatzeiten sowie Adressen jüdischer Gemeinden und Organisationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. mjw