EILMELDUNG! Internationaler Strafgerichtshof erlässt Haftbefehl gegen Israels Premier Netanjahu

Judaistik

Ein Schwabe in Jerusalem

Der Religionswissenschaftler Karl E. Grözinger wird 70

von Gabriela Fenyes  31.01.2012 09:11 Uhr

Karl E. Grözinger Foto: Karla Fritze

Der Religionswissenschaftler Karl E. Grözinger wird 70

von Gabriela Fenyes  31.01.2012 09:11 Uhr

Karl Erich Grözinger, einer der besten Kenner der jüdischen Religionsgeschichte und des osteuropäischen Judentums, der Kabbala, des Chassidismus und der mittelalterlichen wie der neuzeitlichen jüdischen Philosophie, feiert am 4. Februar in Berlin seinen 70. Geburtstag.

Der Emeritus war von 1994 bis 2007 Lehrstuhlinhaber am Institut für Religionswissenschaft der Universität Potsdam und dort Mitbegründer des ersten interdisziplinären kulturwissenschaftlichen Studiengangs für Jüdische Studien in der Bundesrepublik Deutschland. Grözinger war außerdem maßgeblich an der Gestaltung des brandenburgischen Studienganges »Lebensgestaltung Ethik Religionskunde« beteiligt und begründete die Vereinigung für Jüdische Studien.

Qumran Seit seiner frühen Studentenzeit in Tübingen mit dem Judentum befasst, führte ihn sein weiteres Studium nach Berlin und Heidelberg sowie an die Hebräische Universität in Jerusalem. Nach einigen Jahren an der Qumran-Forschungsstelle über die Schriftrollen vom Toten Meer in Heidelberg begann seine eigentliche wissenschaftliche Karriere in Frankfurt am Main, wo er 1975 in den Fächern Judaistik und Semitistik zum Dr. phil. promovierte und sich 1980 mit der Schrift Musik und Gesang in der Theologie der frühen jüdischen Literatur, die mittlerweile als Standardwerk gilt, habilitierte.

Ebenfalls in Frankfurt wurde Grözinger zum Privatdozenten und schließlich zum Honorarprofessor ernannt. 1989 folgte ein Ruf an die Universität Lund (Schweden), wo er als Ordinarius den neu errichteten Lehrstuhl für Judaistik bekleidete.

Grözingers zahlreiche Publikationen befassen sich mit allen Phasen der jüdischen Religions- und Geistesgeschichte, er ist Fellow des Instituts für Advanced Studies in Jerusalem und Affiliated Professor der Universität Haifa.

Stereotyp Dabei ist der 70-jährige junggebliebene Geisteswissenschaftler aber kein Mensch im Elfenbeinturm. Ganz im Gegenteil. Verbindlich in seiner Art und mit weicher schwäbischer Mundart ausgestattet, ist der in Stuttgart geborene Professor scharfzüngig, wenn es gilt, Israel zu verteidigen. Ebenso wehrt er sich in Leserbriefen und Kommentaren gegen antisemitische Stereotype.

Als Gastprofessor wirkte Grözinger an mehreren Universitäten unter anderem in den USA, in Polen und in Israel – dem Land, dem er sich seit seinen Jerusalemer Studienjahren besonders verbunden fühlt und in dem er auch seine Frau Elvira kennenlernte, mit der er seit 1968 verheiratet ist.

Immer wieder, auch nach seiner Emeritierung, führt ihn sein Weg zu Forschungszwecken nach Israel. Demnächst ist wieder ein längerer Aufenthalt geplant, der der Arbeit am vierten Band seiner allseits hochgeachteten umfassenden Geistesgeschichte des Judentums: Jüdisches Denken. Theologie, Philosophie, Mystik gewidmet sein wird. Befassen sich die ersten drei Bände mit den Anfängen in biblischer Zeit bis zur Reformbewegung im 19. Jahrhundert, wird Grözinger den Bogen nun bis in die Gegenwart spannen.

Veranstaltungen

Sehen. Hören. Hingehen.

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 21. November bis zum 28. November

 21.11.2024

Liedermacher

Wolf Biermann: Ein gutes Lied ist zeitlos gut

Er irre sich zuweilen, gehöre habe nicht zu den »irrsten Irrern«, sagt der Liedermacher

 21.11.2024

Nachruf

Meister des Figurativen

Mit Frank Auerbach hat die Welt einen der bedeutendsten Künstler der Nachkriegsmoderne verloren

von Sebastian C. Strenger  21.11.2024

Berlin

Ausstellung zu Nan Goldin: Gaza-Haltung sorgt für Streit

Eine Ausstellung würdigt das Lebenswerk der Künstlerin. Vor der Eröffnung entbrennt eine Debatte

von Sabrina Szameitat  21.11.2024

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 21.11.2024

Fachtagung

»Kulturelle Intifada«

Seit dem 7. Oktober ist es für jüdische Künstler sehr schwierig geworden. Damit beschäftigte sich jetzt eine Tagung

von Leticia Witte  20.11.2024

Meinung

Maria und Jesus waren keine Palästinenser. Sie waren Juden

Gegen den Netflix-Spielfilm »Mary« läuft eine neue Boykottkampagne

von Jacques Abramowicz  20.11.2024

Berlin

Von Herzl bis heute

Drei Tage lang erkundet eine Tagung, wie der Zionismus entstand und was er für die jüdische Gemeinschaft weltweit bedeutet

 20.11.2024

Antisemitismus

»Verschobener Diskurs«

Nina Keller-Kemmerer über den Umgang der Justiz mit Judenhass und die Bundestagsresolution

von Ayala Goldmann  20.11.2024