Anmerkung der Redaktion (2. August 2023):
Als dieser Text von Fabian Wolff in der Jüdischen Allgemeinen erschien, glaubte die Redaktion Wolffs Auskunft, er sei Jude. Inzwischen hat sich Wolffs Behauptung als unwahr herausgestellt.
»We come in peace« steht schwarz auf gelb auf großen Postern des 19. Jüdischen Filmfestivals, und viele Gäste nahmen das als Einladung. Im Hans-Otto-Theater in Potsdam fand am Montagabend die Eröffnungsgala statt.
Unter den Gästen waren der israelische Botschafter Yakov Hadas-Handelsman und Rabbiner Tuvia Ben-Chorin. Auch Max Raabe, der dem Festival seit der Premiere der Dokumentation Max Raabe in Israel im Vorjahr freundschaftlich verbunden ist, war erschienen, versteckte sich aber etwas hinter seiner Brille. Auch Vertreter des Boston Jewish Film Festival, die nach dem Bombenanschlag am 15. April eingeladen wurden, waren unter die Gäste.
Für Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) ist das Festival ein deutlicher Ausdruck wiedergefundener Lebendigkeit von jüdischem Leben, die das Land bereichert. Mit Freude verkündete er, dass seit 2012 die Finanzierung des Festivals auf mehrere Jahre gesichert ist.
»Hatufim« Das Festival ist dafür bekannt, ungewöhnliche Filme fernab vom Klischee zu zeigen. 33 Produktionen werden in diesem Jahr präsentiert, viele davon Deutschlandpremieren. Darunter sind der tschechische Polit-Krimi In the Shadow, die israelischen Fernsehserien Hatufim und Arab Labor und die Dokumentation No Place on Earth über eine jüdische Familie, die in einer Höhle die Schoa überlebte.
In ihrer Begrüßung beschwor Festivalpatin und Schauspielerin Margarita Broich die Kraft von Film. Sie erinnerte sich an die Dreharbeiten zu Unter Bauern, bei denen sie eine Bäuerin spielte, die eine Jüdin versteckt. Beim Dreh arbeiteten Deutsche, Israelis und Araber zusammen. Nach dem Film reiste Broich in die Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem, um dort den Gedenkstein für die Person zu finden, die sie in dem Film spielte. Mit Tränen in der Stimme verkündete Broich: »Das kann Kino.«
Georg Lukács Für den Paten Christian Berkel tut das Festival genau das, was Kunst leisten soll: »Kunst ist ›trotzdem‹, sagt Georg Lukács, und ein schöneres ›Trotzdem‹ als ein Jüdisches Filmfest in Berlin und Potsdam kann ich mir nicht vorstellen.«
Die von Festivalleiterin Nicola Galliner versprochene Reise in die Welt des jüdischen Kinos begann mit Zaytoun von Regisseur Eran Riklis. Der Film spielt 1982, kurz vor Beginn das Libanonkriegs. Der israelische Kampfpilot Yoni (Stephen Dorff) stürzt über Beirut ab und kommt in Gefangenschaft der PLO. Zusammen mit dem palästinensischen Waisenjungen Fahed (Abdallah El Akal) flieht er. Beide möchten nach Hause – Yoni zu seiner schwangeren Frau, Fahed ins Dorf seines Großvaters in Palästina, um einen Baum zu pflanzen. Regisseur Riklis erzählt diese Geschichte glaubhaft und ohne falsche Töne.
Danach gab es viel Applaus und bei einigen Zuschauern Taschentuchbedarf. Auch beim Empfang diskutierten die Gäste über den Film und seine Botschaft, während sie die Frühlingsluft am Tiefen See genossen. Frische Luft und Filme, über die man redet: ein passender Vergleich für das Jüdische Filmfestival.