Amos Oz

»Ein literarischer Gigant«

Amos Oz: Der weltbekannte Autor starb am Freitag im Alter von 79 Jahren. Foto: Flash90

Mit Trauer und großer Anteilnahme haben jüdische Institutionen, Politiker und Künstler auf den Tod des israelischen Schriftstellers Amos Oz reagiert. Der weltbekannte Autor (Eine Geschichte von Liebe und Finsternis) starb am Freitag im Alter von 79 Jahren.

Amos Oz soll am Montag beigesetzt werden. Morgens soll sein Sarg nach Medienberichten im Kulturzentrum Zavta in Tel Aviv aufgebahrt werden, damit die Öffentlichkeit Abschied von dem weltbekannten Autoren nehmen kann. Mittags beginnt eine Trauerzeremonie. Die Beisetzung ist am Nachmittag in seinem Kibbuz Chulda geplant.

Oz galt als Galionsfigur der israelischen Friedensbewegung und wurde immer wieder als Kandidat für den Literaturnobelpreis genannt.

Israels Staatspräsident Reuven Rivlin äußerte Trauer über seinen Tod und würdigte ihn als »einen literarischen Giganten«. Rivlin sagte: »Ruhe in Frieden, unser geliebter Amos.«

SEGEN »Er war einer der größten Schriftsteller Israels und bekanntesten Stimmen des Landes«, twitterte die israelische Botschaft in Berlin: »Möge seine Erinnerung ein Segen sein.«

»Ruhe in Frieden, unser geliebter Amos«, sagt Reuven Rivlin zum Tod von Oz.

Die Tochter Fania Oz-Salzberger schrieb am Freitag bei Twitter: »Mein geliebter Vater, Amos Oz, ein wunderbarer Familienmensch, ein Autor, ein Mann des Friedens und der Mäßigung, ist heute nach einem kurzen Kampf mit Krebs friedlich eingeschlafen.« Oz sei im Kreise seiner Familie gestorben. »Möge sein gutes Erbe weiter die Welt verbessern.«

FANATISMUS Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte der Witwe Nily Oz. »Für Amos Oz war der Kampf gegen Gewalt und Fanatismus jeder Couleur – auch im eigenen Land – zum Lebensthema geworden. Die Sehnsucht nach Frieden war sein tägliches Ringen«, schrieb Steinmeier in seinem Kondolenzschreiben.

»Er lehnte das Entweder-Oder, Sieg oder Untergang ab und drang auf den Dialog zwischen Feinden«, so Steinmeier weiter. Oz sei »Gesicht und Stimme einer zeitgenössischen israelischen Literatur« gewesen, »die sich stets für Frieden und Aussöhnung im Nahen Osten einsetzte. Seine Stimme wird fehlen.« Er selbst verliere mit dem Tod von Amos Oz einen Freund.

Bundesaußenminister Heiko Maas reagierte ebenfalls mit großer Trauer auf den Tod von Amos Oz. Mit dem Schriftsteller sei nicht nur ein großer Schriftsteller gestorben, »der mit seinen Geschichten auch in Deutschland unzählige Menschen fesseln konnte, sondern auch ein mutiger, unerschrockener Verfechter eines Friedens im Nahen Osten«.

NACHDENKEN Oz habe »uns immer wieder mit seinen klugen, mahnenden Worten zum Nachdenken gebracht und uns daran erinnert, dass der Frieden nur kommt, wenn wir dafür kämpfen«, sagte Maas. »Wir werden Amos Oz sehr vermissen.«

»Sein Engagement und seine Romane sind sein Vermächtnis und für uns bleibende Verpflichtung», erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, erklärte: «Mit Amos Oz verliert die Welt viel zu früh einen wunderbaren Erzähler, der zahlreiche Schriftsteller Israels geprägt und uns allen eine Fülle an Geschichten geschenkt hat.» Zugleich sei Amos Oz ein unerschütterlicher Kämpfer für den Frieden und die Aussöhnung im Nahen Osten gewesen. «Sein Engagement und seine Romane sind sein Vermächtnis und für uns bleibende Verpflichtung.»

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Natalie Portmann, die bei der Verfilmung von Eine Geschichte von Liebe und Finsternis Regie führte, schrieb bei Instagram: »Mein Herz ist gebrochen.« Mit dem Tod von Oz »haben wir eine Seele, einen Geist, ein Herz verloren«, schrieb Portman. Der israelische Autor habe »so viel Schönheit, so viel Liebe und eine Vision des Friedens in unser Leben gebracht«.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu, der Oz seit seiner eigenen Kindheit kannte, äußerte am Samstag Trauer über dessen Tod. »Wir verabschieden uns von einem unserer größten Schriftsteller«, sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros. »Wir werden immer seinen Beitrag zur hebräischen Literatur, zur hebräischen Sprache erinnern.«

Oz kam 1939 unter dem Namen Amos Klausner in Jerusalem als Sohn jüdischer Einwanderer aus der Ukraine zur Welt. Seine Mutter nahm sich das Leben, als er zwölf Jahre alt war. Das traumatische Erlebnis beschrieb er in seinem autobiografischen Roman Eine Geschichte von Liebe und Finsternis, der auch verfilmt wurde.

PREISE Der Vater dreier Kinder und mehrfache Großvater wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels (1992), dem Siegfried Unseld-Preis (2010) und dem Franz-Kafka-Preis (2013).

2014 erhielt er den erstmals vergebenen Siegfried-Lenz-Preis. In Deutschland war Oz sehr geachtet, er wurde mit Werken wie Mein Michael, Der perfekte Frieden, Black Box, Ein anderer Ort und Eine Frau erkennen bekannt.

Die israelische Besatzungspolitik hat Oz immer wieder scharf kritisiert. Gleichzeitig betonte er Israels Recht auf Selbstverteidigung. Die Schrecken des Krieges hatte Oz am eigenen Leib erfahren: Er kämpfte in einer Panzereinheit im Sechstagekrieg 1967 und dem Jom-Kippur-Krieg 1973.  ja/dpa/epd

Aufgegabelt

Mazze-Sandwich-Eis

Rezepte und Leckeres

 18.04.2025

Pro & Contra

Ist ein Handyverbot der richtige Weg?

Tel Aviv verbannt Smartphones aus den Grundschulen. Eine gute Entscheidung? Zwei Meinungen zur Debatte

von Sabine Brandes, Sima Purits  18.04.2025

Literatur

Schon 100 Jahre aktuell: Tucholskys »Zentrale«

Dass jemand einen Text schreibt, der 100 Jahre später noch genauso relevant ist wie zu seiner Entstehungszeit, kommt nicht allzu oft vor

von Christoph Driessen  18.04.2025

Kulturkolumne

Als Maulwurf gegen die Rechthaberitis

Von meinen Pessach-Oster-Vorsätzen

von Maria Ossowski  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Ausstellung

Das pralle prosaische Leben

Wie Moishe Shagal aus Ljosna bei Witebsk zur Weltmarke Marc Chagall wurde. In Düsseldorf ist das grandiose Frühwerk des Jahrhundertkünstlers zu sehen

von Eugen El  17.04.2025

Sachsenhausen

Gedenken an NS-Zeit: Nachfahren als »Brücke zur Vergangenheit«

Zum Gedenken an die Befreiung des Lagers Sachsenhausen werden noch sechs Überlebende erwartet. Was das für die Erinnerungsarbeit der Zukunft bedeutet

 17.04.2025

Bericht zur Pressefreiheit

Jüdischer Journalisten-Verband kritisiert Reporter ohne Grenzen

Die Reporter ohne Grenzen hatten einen verengten Meinungskorridor bei der Nahost-Berichterstattung in Deutschland beklagt. Daran gibt es nun scharfe Kritik

 17.04.2025

Interview

»Die ganze Bandbreite«

Programmdirektorin Lea Wohl von Haselberg über das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg und israelisches Kino nach dem 7. Oktober

von Nicole Dreyfus  16.04.2025