Archäologen haben bei Grabungsarbeiten im Wormser Synagogengarten Belege für die frühere Bebauung des Synagogenbezirks gefunden. Der heute frei stehende Eingang zum mittelalterlichen jüdischen Ritualbad sei zum Zeitpunkt seines Baus in der Zeit um 1200 von mehreren Häusern umgeben gewesen, berichtete Grabungsleiter Holger Grewe am Dienstag.
Dies würden Überreste freigelegter Mauern und eines Ofens belegen. Anhand der gemachten Funde sei nun auch gesichert, dass die mittelalterliche Wormser Synagoge und ihre Mikwe tatsächlich so alt seien wie bislang angenommen.
BLÜTEZEIT Sie stammten somit aus der Blütezeit der jüdischen SchUM-Gemeinden Mainz, Worms und Speyer, deren wenige erhaltene Zeugnisse von der Unesco erst im Sommer als Weltkulturerbe ernannt worden waren.
Die einstige Existenz einer direkt an das Wormser Ritualbad angrenzenden Bebauung war bislang nicht bekannt. »Das hier ist ein Hotspot der Geschichte«, erklärte der Wormser Oberbürgermeister Adolf Kessel (CDU).
Grabungen auf dem Welterbegelände waren notwendig geworden, weil die von massiven Wasserschäden betroffene Mikwe umfassend saniert werden muss. Dazu war ursprünglich geplant, das Deckengewölbe des unterirdischen Ritualbades von oben zu isolieren. »Die ursprünglich geplante Abdichtung kann nicht mehr gebaut werden«, sagte Grewe.
PLANUNG Es seien neue Planungsarbeiten nötig, die die Dauer der Sanierung verlängern werde. Mindestens fünf Jahre müssen nach Angaben der verantwortlichen Fachleute dafür noch veranschlagt werden.
Parallel zu den Arbeiten an der seit 2016 für Besucher geschlossene Mikwe hatte im Frühjahr 2021 auch die Sanierung der nach dem Krieg wiederaufgebauten Wormser Synagoge begonnen, in deren Mauerwerk sich größere Risse gebildet hatten.
Auch zur Vorbereitung dieser Arbeiten soll es in begrenztem Umfang archäologische Grabungen auf dem Gelände geben. Die Wissenschaftler erhoffen sich von ihnen mögliche Erkenntnisse darüber, ob sich an derselben Stelle womöglich auch ein Vorgängerbau befand. epd