Meinung

Ein fatales Signal

Mai 2024: Widerrechtlich mit einem Zeltlager besetzte Außenflächen der Freien Universität werden geräumt. Studenten und Externe belagerten das Gelände und errichteten eine Festung antisemitischen Hasses. Hörsäle wurden besetzt, jüdischen Studenten der Zugang verweigert. Die Hamas verherrlichende Parolen waren zu hören und an Wänden zu lesen. Dekoriert mit roten Dreiecken, der Kennzeichnung der Hamas ihrer Mordopfer. Die Besetzung war ein Hort von Hass und Terrorverherrlichung.

Der Entfernung der Straftäter folgte unmittelbar ein offener Brief von 1000 Unterzeichnern aus der akademischen Welt. Angemahnt wurden das Recht auf »friedlichen Protest« sowie auf »Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Aufrufe zur »Intifada« und Auslöschung Israels, das Markieren jüdischer Studenten als Feinde: Diese Zustände am Campus als friedlich zu beschreiben, ist ein akademisches Armutszeugnis.

Die Politik hüllte sich in vornehmes Schweigen. Ausnahme: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung verlangte die Prüfung, ob der offene Brief Straftatbestände wie Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung und die Verherrlichung von Gewalt verwirklichte. Eine Prüfung, welche auch von den Strafverfolgungsbehörden von Amts wegen vorzunehmen war. Zu Recht sollte geprüft werden, ob die betreffenden Personen und Institutionen dann noch Fördermittel beziehen sollten.

Die Konsequenz: eine tatsachenverdrehende Hasskampagne gegen Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger mit der Forderung ihres Rücktrittes. Zunächst sah es so aus, als würde die Ministerin dem Druck stand halten. Auch der Autor dieser Zeilen hatte anfänglich diesen Eindruck.

Doch dann die große Kehrtwendung: Stark-Watzinger erklärte gegenüber der Presse, die Prüfungsanordnung weder erteilt noch gewollt zu haben. Ihr Bauernopfer: Staatssekretärin Sabine Döring. Sie soll angeblich unautorisiert gehandelt haben und ihren Stuhl räumen. Stark-Watzinger fiel um. Ein fatales Signal und eine Enttäuschung des Vertrauens der jüdischen Gemeinschaft in die Glaubwürdigkeit der Bundesregierung im Kampf gegen Antisemitismus und Israelhass.

Der Autor ist Anwalt und Publizist in Berlin.

Malerei

First Ladys der Abstraktion

Das Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden zeigt farbenfrohe Bilder jüdischer Künstlerinnen

von Dorothee Baer-Bogenschütz  15.01.2025

Frankreich

Iris Knobloch bleibt Präsidentin des Filmfestivals Cannes

Sie ist die erste Frau an der Spitze des Festivals

 15.01.2025

London

Autor Neil Gaiman weist Vorwürfe sexueller Übergriffe zurück

Im »New York Magazine« werfen mehrere Frauen dem britischen Fantasy- und Science-Fiction-Autor entsprechende Taten vor. Nun äußert sich der 64-Jährige

 15.01.2025

Literatur

Die Heimatsuchende

Vor 50 Jahren starb Mascha Kaléko. Ihre Dichtung bleibt erschreckend aktuell

von Nicole Dreyfus  15.01.2025

TV-Tipp

Furchtlose Kunstliebhaber in der NS-Zeit

Während des Nationalsozialismus sollten »entartete« Kunstwerke beseitigt werden, aber einige Mutige setzten zur Rettung der Werke ihr Leben aufs Spiel. Eine 3sat-Dokumentation zeichnet einige Fälle nach

von Wolfgang Wittenburg  15.01.2025

Konzerte

Yasmin Levy in München und Zürich

Die israelisch-türkische Künstlerin aus einer sephardischen Familie singt auf Ladino, bzw. Judäo-Spanisch, einer fast vergessenen Sprache

von Imanuel Marcus  15.01.2025

Leipzig

»War is over« im Capa-Haus

Das Capa-Haus war nach jahrzehntelangem Verfall durch eine bürgerschaftliche Initiative wiederentdeckt und saniert worden

 14.01.2025

Debatte

»Zur freien Rede gehört auch, die Argumente zu hören, die man für falsch hält«

In einem Meinungsstück in der »Welt« machte Elon Musk Wahlwerbung für die AfD. Jetzt meldet sich der Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner zu Wort

von Anna Ringle  13.01.2025

Krefeld

Gütliche Einigung über Campendonk-Gemälde

An der Einigung waren den Angaben nach die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne), das Land NRW und die Kulturstiftung der Länder beteiligt

 13.01.2025