Meine Art, Liebe zu zeigen … Wer zwischen 30 und 60 kann die Liedzeile, die Daliah Lavi berühmt gemacht hat, nicht vervollständigen? Doch schweigen und romantisch in den blauen Himmel schauen, das verstanden die meisten unreifen Kerle nicht, die ich entzücken wollte. Nun gut. Lang ist es her.
Die israelische Sängerin und Schauspielerin wird an diesem Freitag 70 Jahre alt. Ihre rauchig tiefe Stimme ist vielen in Erinnerung. Wär‹ ich ein Buch im Leben, würdest Du mein Leser sein? Ihre Liebeslieder hatten einen ganz eigenen Sound, die etwas anderen Texte hoben sich ab von den Schlagerliedchen der frühen 70er-Jahre.
Tänzerin Als sie 1969 von einem englischen Schallplattenproduzenten entdeckt wurde, hatte sie bereits eine ernsthafte Schauspielkarriere hinter sich. Sie war schlank, hatte als Mannequin gearbeitet und wollte eigentlich Tänzerin werden. Kirk Douglas verhalf ihr zu einer Ausbildung als Tänzerin an der Königlichen Oper in Stockholm. Wegen Kreislaufproblemen und dem Tod des Vaters musste sie die Ausbildung abbrechen.
1960 hatte sie ihre erste Hauptrolle in dem deutsch-israelischen Film Brennender Sand. Ein Jahr später spielte sie in Im Stahlnetz des Dr. Mabuse an der Seite von Gert Fröbe. Sie heiratete den französischen Kaufhausbesitzer Jacques Gerard und ging nach Paris, wo sie mit Erfolg in mehreren französischen Kinofilmen spielte. Sie stand mit Dean Martin, Yul Brynner, Lex Barker und Kirk Douglas auf der Bühne.
Musical Ihr großes Sprachtalent (neben ihrer Muttersprache Hebräisch spricht Lavi Englisch, Schwedisch, Deutsch, Französisch, Italienisch und Russisch) ermöglichte ihr, als Schauspielerin über zehn Jahre lang in zahlreichen internationalen Filmproduktionen in Europa und Hollywood mitzuwirken.
Doch zum Star wurde Lavi nicht als Filmschauspielerin. Als sie in diesem schicksalhaften Jahr 1969 zu Gast in der BBC-Fernsehshow des israelischen Musicalstars Topol (Anatevka) war, sang sie einige hebräische Lieder, und ihr erster Schallplattenvertrag bei dem englischen Label Festival Records war perfekt.
Folk Ihr strahlendes Aussehen, die roten langen wallenden Haare, die großen, leicht verschatteten Augen machten sie auf der Bühne zum Hingucker. Und der blieb sie. Die Haare sind heute kurz und weiß. Sie ist schön gealtert und optisch näherte sie sich der Folk- und Protestsängerin Joan Baez, deren Lieder sie in ihr Repertoire aufnahm. Auch mit 70 ist sie dem deutschen Publikum noch präsent. Von der Showbühne verabschiedete sie sich offiziell 2008/2009 mit einer großen Tournee.
Am 28. November 2009 hatte sie den letzten Auftritt vor deutschem Publikum. Es sei kein Abschied, sie beginne nur einen neuen Lebensabschnitt in ihrem Haus in Ashville North Carolina, versicherte sie damals einem enthusiastischen Publikum. Einen großen Teil ihres Lebens habe sie in Deutschland verbracht, ihre Eltern waren deutsch-russische Schoaflüchtlinge. C’est la vie, heißt ihre letzte große Neuaufnahme. Sie gehe mit Dankbarkeit, aber nicht traurig.
Ad mea weesrim – bis 120!