Freunde, Begleiter und die politische Spitze des Landes haben den Liedermacher Wolf Biermann gefeiert. Zur Feier zwei Tage nach dem 85. Geburtstag des deutsch-deutschen Dichters, der in der DDR erst verboten war und 1976 ausgebürgert wurde, kamen am Mittwoch unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, sein Amtsvorgänger Joachim Gauck, Kanzlerin Angela Merkel und ihr möglicher Nachfolger Olaf Scholz ins Berliner Ensemble. Am Ende des coronabedingt kurzen Konzertabends fiel es Biermann sichtlich schwer, unter dem anhaltenden Applaus die Bühne zu verlassen.
Im ersten Teil wurde Biermann vor allem gewürdigt und zitiert. Der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk erinnerte an von den Nazis ermordete Familienangehörige Biermanns. Seine Frau Pamela sang begleitet vom Pianisten Siegfried Gerlich unter anderem die »Moritat auf Biermann seine Oma Meume«. Auch der Jazzmusiker Ulrich Gumpert und die klassische Gitarristin Nora Buschmann interpretierten Biermann-Lieder.
wunsch Der in Hamburg lebende Biermann unterstrich mit dem Song »Hugenottenfriedhof« seinen Wunsch, wie etwa Bertolt Brecht in Berlin auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof begraben zu werden. Dafür solle er in einer letzten Amtshandlung sorgen, forderte Biermann vom ebenfalls anwesenden Regierenden Bürgermeister Michael Müller. Biermann spielte auch seinen »Preußischen Ikarus« und »Die Ballade von der Mai-Nacht in Paris«. Zum Abschluss unterstützten alle Gäste Biermann bei seinem Klassiker »Ermutigung«.
Der Besuch der Kanzlerin kam nicht unerwartet, die Ehepaare Biermann und Merkel/Sauer sind seit Jahren befreundet. Vor seinem Geburtstag sagte Biermann der Deutschen Presse-Agentur in Berlin zu Merkels Abschied: »Weder sollte man maulen, noch Hurra schreien, dass Angela Merkel nun ihr Amt niederlegt, sondern wir müssen froh sein, dass sie unsere Kanzlerin war«.
Merkel sei »ein Riesenglück für die Deutschen, wir verdanken dieser Frau mehr als manche ertragen können«. Sei jemandem zu viel verdankt, könne es zu einem Konflikt kommen. »Man hält die Dankbarkeit nicht aus, weil man sich nicht revanchieren kann. Das kann dazu führen, dass man beginnt, den Menschen kleinzureden.« dpa