Die Mitteilung erhielt Markus Lemke schon 2019, zweieinhalb Jahre später folgte nun die Zeremonie: Vergangene Woche ist der Kenner israelischer und arabischer Literatur mit dem Deutsch-Hebräischen Übersetzerpreis geehrt worden. Verliehen wurde der Preis im Bundeskanzleramt von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und dem Geschäftsträger der israelischen Botschaft, Aaron Sagui. Den mit 10.000 Euro dotierten Preis nahm Lemke für seine Übersetzung des Romans Über uns des Schriftstellers Eshkol Nevo entgegen.
Zum Übersetzen kam Markus Lemke »per Zufall«, wie er im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen sagt. Als junger Mann lebte er in Israel im Kibbuz und besuchte den Ulpan Akiva in Netanja. Später lernte er den israelischen Literaturwissenschaftler Amir Eshel kennen, der ihn fragte, ob er für einen Verlag ein Buch begutachten könne: »Bei Hebräisch sind die Verlage auf solche Expertise angewiesen, bevor sie die Rechte für Bücher ankaufen, weil es in den Verlagen niemanden gibt, der sie lesen kann.« Einige Male arbeitete Lemke als Gutachter, bevor vor etwa 2o Jahren der erste Auftrag kam, ein hebräisches Buch zu übersetzen.
RON LESHEM Zuletzt übertrug Markus Lemke das neue Buch von Lizzie Doron, Was wäre wenn, ins Deutsche. Derzeit sitzt er an der Übersetzung eines neuen Buchs von Ron Leshem, zuvor hatte er bereits Leshems Roman Wenn es ein Paradies gibt (2008) über die Erfahrungen israelischer Soldaten im Südlibanon übersetzt.
Obwohl die Bezahlung generell besser sein könnte, will Lemke nicht klagen: Der Kreis der Übersetzer aus dem Hebräischen sei »klein und intim«, der Zustand der israelischen Literatur unvergleichbar besser als in den Nachbarländern: »Man spürt permanent das Lebendige, Demokratische und Offene, was Israel ausmacht. Aus diesem Grund wird viel übersetzt aus dem Hebräischen. Deshalb ist die Auftragslage für die wenigen, die das machen, eigentlich konstant gut.«
RUTH BONDY Und er bezieht sich auf die von ihm übersetzte Autobiografie Mehr Glück als Verstand der israelischen Journalistin und Schoa-Überlebenden Ruth Bondy, die es als großes Privileg bezeichnet hat, dass die von ihr spät erlernte hebräische Sprache sie ernähren konnte. »Mir geht es in dieser Hinsicht ähnlich«, sagt Markus Lemke.