Das Beverly Hilton ist eines der elegantesten Etablissements mit viel Platz für Glamour in Beverly Hills. Kein Wunder also, dass die Golden Globe-Vergabe zum wiederholten Mal dort stattfand. Viele Amerikaner begannen ihren Fernsehabend mit der Ankunft der Stars auf dem Roten Teppich und schalteten nicht ab, bevor auch der letzte Globe vergeben war. Für Europäer war die Live-Übertragung aufgrund der Zeitverschiebung weniger attraktiv.
Die Werke »Barbie« und »Oppenheimer« dominierten den Abend, die meisten der insgesamt 14 jüdischen Nominierten hingegen nicht. In diesem Jahr zogen die meisten von ihnen den Kürzeren. C’est la vie.
In der Rubrik »Beste Vorstellung einer Schauspielerin in einem Kinofilm« hätte Natalie Portman gewinnen können - für ihr Wirken in dem Liebesdrama »May December«, das in Cannes uraufgeführt wurde. Das Problem: Aus dem Gewinn wurde nichts, denn Emma Stone räumte den Globe ab - für »Poor Things«.
»Ehrung Light«
Ganz ähnlich ging die Preisvergabe bei den Männern aus. Den Golden Globe für die »Beste Performance« hätte Timothée Chalamet gewinnen können - für die Hauptrolle in dem Drama »Wonka« -, wenn er die Jury mehr überzeugt hätte als sein nicht-jüdischer Kollege Paul Giamatti in »The Holdovers«. Selbiges gilt für Joaquin Phoenix, der wiederum in »Beau is Afraid« eine gute Figur machte, aber keine Ehrung einsacken konnte.
Die Golden Globe-Trophäe erinnert aufgrund ihrer Form an einen Küchenrollen-Halter oder Teil eines Treppengeländers. Noah Baumbach, hätte sich das Objekt für den Kinohit »Barbie« in die Vitrine stellen können, wenn ihm seine Kollegen Justine Triet und Arthur Harari nicht zuvorgekommen wären. Sie schrieben das Drehbuch für »Anatomy of a Fall«.
Hat Mica Levi einen Golden Globe für die Filmmusik zu »The Zone of Interest« bekommen? Nö, denn Ludwig Göransson wurde für die Musik zu »Oppenheimer« bedacht. Und wo spielt noch mehr Musik? In der Rubrik »Bester Original-Song«. Gleich drei jüdische Komponisten und Interpreten waren hier nominiert, nämlich Lenny Kravitz, Mark Ronson und Jack Black. Wer von ihnen bekam eine Trophäe? Keiner.
Alles für den Bären
Keine Sorge, es gab ja noch die Rubrik »Beste Vorstellung einer Schauspielerin in einer Fernsehserie«, in der es für die einzige jüdische Kandidatin Natasha Lyonne allerdings auch nicht klappte. In »Poker Face« legte sie zwar eine hervorragende Performance hin, aber ihre Kollegin Ayo Edebiri bekam den goldenen Küchenrollenhalter für ihre Rolle in »The Bear«. Bei den männlichen TV-Darstellern schrammte Jason Segel knapp an dem Golden Globe vorbei, denn auch in dieser Rubrik griff sich der Bär alles.
Rachel Weisz spielte in »Dead Ringers«, einer Mini-Serie fürs Fernsehen, eine interessante Doppelrolle, nämlich die der Zwillinge Beverly and Elliot Mantle. Für ihre Leistung wurde die Jüdin völlig zurecht für einen Golden Globe nominiert. Die schlechte Nachricht: Sie bekam die Ehrung nicht. Die gute Nachricht: Rachel Weisz hat bereits einen Globe, einen Oscar und zahlreiche weitere Preise. Ihr Verdruss wird sich daher wohl in Grenzen halten.
In der Rubrik »Beste Vorstellung eines Schauspielers in einer Nebenrolle im Fernsehen« hätte der Jude Ebon Moss-Bachrach gewinnen können, wenn er nicht verloren hätte. Und bei den Stand Up-Comedians unterlagen Sarah Silverman und Amy Schumer ihrem Kollegen Ricky Gervais.
Ausgeführt und ausgefüllt
Kann es denn sein, dass bei den 81. Golden Globes alle Juden leer ausgingen? Nicht ganz. Denn Robert Downey Jr., der väterlicherseits einen jüdischen Familienhintergrund hat, wurde tatsächlich mit einem Golden Globe ausgezeichnet - für eine gut ausgeführte und ausgefüllte Nebenrolle, die er in »Oppenheimer«, dem Werk über den ebenfalls jüdischen Wissenschaftler Robert Oppenheimer, erhielt. Congrats, Rob.
»Ich habe einen Beta-Blocker genommen, also wird dies eine leichte Rede«, versicherte Downey den Anwesenden. Er sprach in Zusammenhang mit »Oppenheimer« von einem »gottverdammten Meisterwerk« - und hatte damit auch noch recht.