Ja, es gibt Filme, die einfach alles richtig machen. George Clooneys neuer Film Suburbicon, der auf einem Drehbuch der Coen-Brüder basiert und seit vergangener Woche im Kino läuft, gehört leider nicht dazu. Zu verspielt, zu ironisch und zu konstruiert wirken sowohl das Drehbuch als auch die Regie. Absolut sehenswert dagegen ist das Kinodebüt Blood Simple von Ethan und Joel Coen, das nun, 30 Jahre nach seinem Erscheinen, neu auf DVD erscheint.
Angelehnt an den Film noir der 40er- und 50er-Jahre erklärten Kritiker diesen blutrünstigen Thriller über Ehebruch, Auftragsmord und jede Menge Missverständnisse zum Neo-Noir. Die Filmwelt war hingerissen von diesem ganz besonderen Licht, dieser ganz besonderen Sprache, dem ganz eigenen Humor und dieser abstrusen Geschichte, die trotz aller Ecken und Kanten von vorn bis hinten Sinn machte.
Klassiker Seitdem haben die Coen-Brüder das große Versprechen ihres ersten Films regelmäßig eingelöst. Joel und Ethan, die in der jüdischen Community eines Vororts von Minneapolis groß wurden und einst in der Nachbarschaft Rasen mähten, um sich ihre erste Super-8-Kamera kaufen zu können, servieren großes Kino im Akkord. Mit absoluter Treffsicherheit veredeln sie jedes Genre – vom Western bis zum Musical – und haben Filme geschaffen, die man nicht vergisst wie Fargo, The Big Lebowski, No Country for Old Men, A Serious Man oder True Grit, um nur einige zu nennen.
Nach den Quellen ihrer Inspiration befragt, weichen die beiden allerdings meist aus: »Wer weiß, was da für Einflüsse zusammenkommen«, verteidigen sie ihre Deutungsfreiheit. »Wir denken nicht darüber nach.« Im Gespräch mit Haaretz stellte Joel einst immerhin fest, dass sie »amerikanische Geschichten« erzählen. Allerdings beeinflusse ihr Judentum ihre Sicht auf die Welt.
30 Jahre nach ihrem internationalen Durchbruch und zig Film- und Festivalpreise später gehören die Coen-Brüder noch immer zu den spannendsten, stilprägendsten Regisseuren. Das soll erst einmal einer nachmachen. Und 33 Jahre später wirkt ihr Erstling noch immer er- staunlich frisch. Deshalb gibt es Blood Simple jetzt auch in einer extrascharfen HD-Neuauflage. Natürlich im Director’s Cut, und der ist, weil die Coens eben cooler sind als andere Regisseure, vier Minuten kürzer als die Kinoversion von damals.