Menahem Pressler, Gründer des Beaux Arts Trios, hat am Sonntag den ECHO Klassik für sein Lebenswerk erhalten. Für den Musiker stand das Publikum sogar gleich zwei Mal auf: als der 91-Jährige die Bühne des Konzerthauses am Berliner Gendarmenmarkt betrat, in dem die Preisverleihung des ECHO Klassik stattfand, und nachdem der letzte Akkord der Nocturne von Fréderic Chopin verklungen war.
Sichtlich gerührt stand Pressler auf der Bühne und nahm den ECHO für sein Lebenswerk von Laudator Daniel Hope entgegen. Hope sagte in seiner Rede, es sei ihm früher ein Rätsel gewesen, wie ein so kleiner Mann – Pressler ist 1,56 Meter groß – auf einem großen Flügel ein derart »magisches Klavierspiel« hervorzaubern könne.
Flucht Es sei dem 91-Jährigen selbst wie ein Wunder vorgekommen, dass er so eine erfolgreiche Karriere machen konnte – schließlich stand Pressler im Mai 1939 mit seiner Familie am Magdeburger Bahnhof und kämpfte ums »nackte Überleben«, berichtete Hope. Der Familie gelang die Flucht ins damalige Palästina. Nach der Schoa gewann Pressler in den USA den »Debussy«-Wettbewerb, was für ihn den Beginn einer großen Karriere markieren sollte.
»Du bist der lebende Beweis, dass Musik jung hält«, sagte Hope. In den vergangenen Monaten gab Menahem Pressler Konzerte in London, Paris und Berlin. Er müsse dankbar sein, dass er in seinem Alter immer noch mit Freunden und Zuhörern das teilen dürfe, was ihm so wichtig sei, erzählte Pressler in seiner Rede. Anschließend dankte der Musiker allen, die in seinem Leben und während seiner Ausbildung an seiner Seite gestanden hätten. Klavier spielen, auftreten und Erfolg haben – das bringe ihm Freude.
Der ECHO Klassik wird seit 22 Jahren vom Bundesverband der Deutschen Musikindustrie verliehen und gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen in der Musikbranche. Für ihre Lebenswerke wurden bereits Daniel Barenboim und Zubin Mehta (Israel Philharmonic Orchestra) geehrt. Auch der Mandolinist Avi Avital erhielt einen ECHO für sein Album Vivaldi als Konzerteinspielung des Jahres.