Der Holocaustforscher Eberhard Jäckel ist tot. Der Historiker starb am Dienstag im Alter von 88 Jahren in Stuttgart, wie die »Stuttgarter Zeitung« berichtet. Die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas würdigte Jäckel am Donnerstag in Berlin als einen der »engagiertesten und wirkungsvollsten Streiter für die Erinnerung an den Holocaust«. Jäckel und die Journalistin Lea Rosh hatten den Bau der Holocaust-Gedenkstätte in Berlin ursprünglich angeregt.
Eberhard Jäckel wurde 1929 in Wesermünde geboren. Er studierte Geschichte, klassische Philologie und Öffentliches Recht in Deutschland, den USA und Frankreich. Ab 1967 lehrte er bis zu seiner Emeritierung 1997 als Nachfolger von Golo Mann Neuere Geschichte an der Universität Stuttgart. Bekannt wurde er 1969 mit seinem Buch Hitlers Weltanschauung. Darin hält er fest, dass Adolf Hitler bereits lange vor seiner Machtübernahme seine Ziele öffentlich formuliert hatte, unter anderem den Mord an den Juden Europas.
Hitler Im Jahr 1980 gab Jäckel die Quellensammlung Hitler. Sämtliche Aufzeichnungen 1905-1924 heraus, in der er auch auf die gefälschten »Hitler-Tagebücher« von Konrad Kujau zurückgriff. Jäckel hatte die Dokumente, die ihm ein Sammler zur Verfügung gestellt hatte, anfangs für authentisch gehalten. Später kamen ihm und seinem Mitherausgeber Axel Kuhn Zweifel. Sie forderten 1981 beim Bundeskriminalamt ein Gutachten an, das 1983 zum Auffliegen der Fälschungen führte.
Jäckel drehte mit Lea Rosh für die ARD außerdem die mehrteilige Dokumentation Der Tod ist ein Meister aus Deutschland. Dafür gab es den Geschwister-Scholl-Preis. Er erhielt auch das Bundesverdienstkreuz, war Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften sowie auswärtiges Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften. epd