Hören!

DPs in Berlin

Warten auf die Weiterreise: DPs in Berlin Foto: Deutschlandfunk

S-Bahn-Station Schlachtensee im grünen Süden Berlins. Nichts erinnert mehr daran, dass die Amerikaner hier 1946 das größte Transitlager der Westsektoren für jüdische »Displaced Persons« errichtet hatten. Gabriel Heim erinnert an diese kurze Epoche Berliner ostjüdischen Lebens in seinem Feature Angekummen in Berlin – die vergessenen Schtetl der Stunde Null, das der Deutschlandfunk am 17. August um 19.15 Uhr ausstrahlt.

Auf einem ehemaligen Wehrmachtsgelände an der Potsdamer Chaussee sowie in zwei anderen Lagern in Wittenau und in Mariendorf lebten von 1946 bis 1948 bis zu 80.000 jüdische Flüchtlinge. Sie waren vor allem aus Polen und aus der UdSSR gekommen. Viele waren Opfer der deutschen Konzentrationslager und der Zwangsarbeit. Andere hatten in Verstecken die Schoa überlebt. Sie alle wollten weiter in die USA oder nach Palästina. In ihrer früheren Heimat hielt sie nichts mehr. Ihre Angehörigen und Freunde waren tot, wer aus den Lagern zurückkam, war konfrontiert mit Antisemitismus bis hin zu Pogromen. Berlin war für diese Menschen nach Jahren der Verfolgung und der Entbehrung der erste Ort, um sich wieder dem Leben zuzuwenden.

transitlager Die Transitlager waren als Übergangslösung gedacht. Doch es vergingen Monate und Jahre, bis die Bewohner zu ihren Zielen gelangen konnten. In der Zwischenzeit entwickelten die Camps sich zu regelrechten kleinen jüdischen Städten. Es gab Schulen, Sportvereine, Zeitungen, koschere Restaurants, eine Synagoge, ein Arbeitsamt, ein Kinderheim und ein jiddisches Theater, das sogar gute Kritiken in der Berliner Presse bekam. Junge Frauen und Männer wurden von der Hagana für den Krieg in Palästina angeworben. Als im Mai 1948 der Staat Israel ausgerufen wurde, hatten die Menschen in den Camps nach jahrelangem Warten jetzt ein Ziel. Kurz später, mit Beginn der sowjetischen Blockade, lösten die Amerikaner die Berliner DP-Lager auf. Die letzten 6.000 Bewohner wurden nach Westdeutschland ausgeflogen. ja

»Angekummen in Berlin – Die vergessenen Schtetl der Stunde Null«. Deutschlandfunk, Dienstag, 17. August, 19:15 Uhr

Rezension

Ich-Erzählerin mit böser Wunde

Warum Monika Marons schmaler Band »Die Katze« auch von Verbitterung zeugt

von Katrin Diehl  25.12.2024

Bräuche

»Hauptsache Pferd und Kuh«

Wladimir Kaminer über seine neue Sendung, skurrile Traditionen in Europa und einen Kontinent in der Krise

von Nicole Dreyfus  25.12.2024

Dessau

»Was bleibt«

Am Anhaltinischen Theater setzt Carolin Millner die Geschichte der jüdischen Familie Cohn in Szene

von Joachim Lange  25.12.2024

Kolumne

Aus der Schule des anarchischen Humors in Minsk

»Nackte Kanone« und »Kukly«: Was mich gegen die Vergötzung von Macht und Machthabern immunisierte

von Eugen El  24.12.2024

Rezension

Die Schönheit von David, Josef, Ruth und Esther

Ein Sammelband bietet Einblicke in die queere jüdische Subkultur im Kaiserreich und der Weimarer Republik

von Sabine Schereck  24.12.2024

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 19. Dezember bis zum 2. Januar

 23.12.2024

documenta

Retterin aus den USA?

Naomi Beckwith übernimmt die Künstlerische Leitung der Kasseler Schau, die für 2027 geplant ist

von Eugen El  23.12.2024

Kino

Neue Chefin, neues Festival? Das bringt die Berlinale 2025

Tricia Tuttle übernimmt die Leitung des Filmfests, das vergangenes Jahr von einem Antisemitismus-Skandal überschattet wurde

 23.12.2024

Theater

Wenn Schicksale sich reimen

Yael Ronens »Replay« erzählt die Geschichte einer DDR-Familie in Zyklen

von Leonie Ettinger  22.12.2024