Was unterscheidet die documenta in Kassel eigentlich noch vom antisemitischen Karikaturenwettbewerb in Teheran, den die iranischen Mullahs regelmäßig ausrichten? Die bittere Antwort: offenkundig nicht mehr viel.
In der ohnehin schon endlos scheinenden Reihe an Antisemitismus-Skandalen kommt nun ein weiterer Eklat hinzu: Nach Erkenntnissen der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen (RIAS Hessen) werden auf der documenta erneut übelste judenfeindliche Darstellungen gezeigt. Diesmal im Fridericianum, in dem ein Raum dem Kampf algerischer Frauen um Emanzipation gewidmet ist.
»STÜRMER«-MANIER Dort wird eine faksimilierte Broschüre ausgestellt, in der sich von der Kindermord-Legende über judenfeindliche Karikaturen in »Stürmer«-Manier samt Hakennase bis hin zu Vergewaltigungsfantasien sämtliche Facetten des Antisemitismus finden.
Den Weg dafür frei gemacht hat, man muss das so klar sagen, documenta-Interimschef Alexander Farenholtz. Am Wochenende hatte er angekündigt, die Ausstellungen nicht in Hinblick auf Antisemitismus überprüfen zu wollen. Stattdessen schwadronierte der Kulturmanager davon, dass »die documenta als Ausstellung auf einem hervorragenden Kurs« sei. »Die Zahlen sind sehr gut, die Stimmung auch.«
»Die Zahlen sind sehr gut, die Stimmung auch«, sagt der documenta-Chef. Nein, das ist sie nicht. Die documenta ist moralisch bankrott.
Nein, das ist sie nicht. Zumindest nicht in der jüdischen Gemeinschaft. Die documenta ist moralisch bankrott. Es ist mehr als fraglich, ob das Konzept Weltkunstausstellung Kassel nach diesem Scheitern vor aller Welt jemals wieder funktionieren kann. Der nun einzige richtige Schritt wäre es, die documenta 15, die als antisemitische »documenta der Schande« in die Geschichte eingehen wird, endlich zu beenden.
RÜCKBLICK Zur Erinnerung: Auf der Kunstschau war nach ihrer Eröffnung im Juni ein massiv judenfeindliches Werk der indonesischen Künstlergruppe Taring Padi gezeigt worden. Monate zuvor waren Antisemitismus-Vorwürfe gegen die indonesischen Kuratoren ruangrupa laut geworden.
Jüdische Künstler aus Israel wurden von ihnen bewusst gar nicht erst eingeladen. Stattdessen wurde die BDS-Verharmloserin Emily Dische-Becker beschäftigt, die Angehörigen der documenta Nachhilfe in Sachen Israelhass gab, wie ein geleaktes Video dieser Tage eindrücklich zeigte.
Der nun einzige richtige Schritt wäre es, die documenta 15, die als antisemitische »documenta der Schande« in die Geschichte eingehen wird, endlich zu beenden.
Die documenta fifteen war angetreten, um dem »Globalen Süden« endlich eine Stimme zu geben. Zu Recht. Doch von dieser Weltkunstschau werden ausschließlich Werke aus Indonesien, Algerien oder Gaza in Erinnerung bleiben, die eindeutig judenfeindlich sind.
Wenn das die viel gepriesene Perspektive des Globalen Südens ist, dann möge man uns damit bitte verschonen. Oder in Deutschland nie wieder »Nie wieder« sagen. Entmenschlichende Karikaturen wie die auf der documenta sind uns bereits aus der jüngeren deutschen Geschichte zur Genüge bekannt – ihre katastrophalen Folgen erst recht.
engel@juedische-allgemeine.de