Auf der am Samstag in Kassel eröffneten Ausstellung »documenta fifteen« lassen einige Kunstwerke den im Vorfeld befürchteten Antisemitismus überdeutlich erkennen. Insbesondere ein großformatiges Banner des indonesischen Künstlerkollektivs »Taring Padi« sorgt in sozialen Medien für heftige Kritik.
WIMMELBILD Auf dem figurativen, an ein Schlachtengemälde erinnernden Wimmelbild findet sich unter anderem eine Figur, deren Kleidung und Gesichtszüge an antisemitische »Stürmer«-Karikaturen denken lassen. Auf dem schwarzen Hut der Figur ist der Runen-Schriftzug »SS« zu lesen.
Auf Twitter veröffentliche Abbildungen zeigen eine weitere Figur mit einer Schweinsschnauze, die auf ihrem Helm den Schriftzug »Mossad« trägt.
Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, forderte auf Twitter die Entfernung des Banners. DIG-Präsident Volker Beck bezeichnete das Motiv ebendort als »Modernisierung der Judensau«.
WORKSHOPS Nach documenta-Angaben entstanden die auf dem Friedrichsplatz und im Hallenbad Ost gezeigten Werke des Künstlerkollektivs »Tarind Padi« im Rahmen von Workshops mit Migranten, Straßenkünstlern und Schülern in Deutschland, Indonesien, den Niederlanden und Australien.
Im documenta-Standort WH22 zeigt die palästinensische Gruppe »The Question of Funding« zudem Mohammed Al Hawajris Serie »Guernica Gaza«, die Bilder von Angriffen der israelischen Armee auf das Palästinensergebiet mit klassischen Motiven von Millet, Delacroix, Chagall oder van Gogh kombiniert.
Der Titel stellt eine Verbindung her zum Gemälde »Guernica« von Pablo Picasso - es entstand 1937 als Reaktion auf die Zerstörung der spanischen Stadt Guernica durch einen Luftangriff der »Legion Condor« Nazi-Deutschlands.
Die 15. Ausgabe der documenta wird von massiven Antisemitismus-Vorwürfen überlagert. Die meisten Schlagzeilen machte bislang der Skandal um den nicht hinreichend entkräfteten Vorwurf der Nähe einiger Teilnehmer sowie des kuratorisch verantwortlichen indonesischen Künstlerkollektivs «ruangrupa» zur antisemitischen Israel-Boykottbewegung BDS. Jüdische Künstler aus Israel sind bei der documenta – passend zu den Handlungen und Zielen der antisemitischen BDS-Bewegung – Fehlanzeige. ja/dpa