Debatte

documenta: Roth räumt erstmals eigene Fehler ein

Kulturstaatsministerin Claudia Roth Foto: picture alliance/dpa

Kulturstaatsministerin Claudia Roth bedauert, sich nicht bereits vor der von Antisemitismus-Vorwürfen geprägten documenta-Eröffnung entschiedener zu Wort gemeldet zu haben.

»Mir ist bewusst, dass es nicht reicht, wenn ich sage: Ich konnte nicht mehr tun. (...) Vielleicht hätte ich bei den Diskussionen im Vorfeld der documenta-Eröffnung lauter und deutlicher sein sollen, sein müssen«, sagte die Grünen-Politikerin dem Nachrichtenmagazin »Stern« (Ausgabe vom Donnerstag).

Die Vorkommnisse in Kassel nannte Roth eine »Kette der Verantwortungslosigkeit, wo am Ende keiner verantwortlich gewesen sein will«.

Gelernt habe sie aus dem Vorgang, »dass ich mehr mitreden möchte, sobald der Bund Geld gibt«. Dabei bekräftigte die Politikerin ihre jüngsten Forderungen, dem Bund mehr Einfluss und eine unmittelbare Einbindung in die Strukturen der documenta zu geben.

»Es kann nicht sein, dass in diesem Kunstföderalismus manchmal gerne Fördermittel entgegengenommen werden, aber konkrete Mitsprache zurückgewiesen wird. Wenn ich für etwas tatsächlich verantwortlich bin, habe ich auch kein Problem damit, verkloppt zu werden, wenn etwas schiefläuft.«

Neben der mittlerweile zurückgetretenen documenta-Chefin Sabine Schormann und Kassels Bürgermeister Christian Geselle stand auch Claudia Roth wegen ihres documenta-Krisenmanagements massiv in der Kritik.

Bereits seit Monaten wird die documenta von zahlreichen Antisemitismus-Vorfällen überschattet. Kurz nach der Eröffnung der Ausstellung war unter anderem ein Banner mit judenfeindlichen Motiven entdeckt und abgebaut worden.

Im Januar waren erste Stimmen laut geworden, die dem Kuratoren-Kollektiv Ruangrupa und einigen eingeladenen Künstlern eine Nähe zur antisemitischen Boykottbewegung BDS vorwarfen. Jüdische Künstler aus Israel wurden bewusst gar nicht erst eingeladen.

Roth betonte, der Bund sei in den Strukturen der documenta nicht vertreten, und alle relevanten Entscheidungen zur diesjährigen Ausstellung seien bei ihrem Amtsantritt bereits getroffen worden.

Entschieden wandte sich die Kulturstaatsministerin gegen Versuche, antisemitische Darstellungen durch den Verweis auf die Herkunftsländer der Künstler zu relativieren. »Antisemitismus ist und bleibt Antisemitismus, ob in Indonesien, in der Türkei oder sonst wo«, sagte Roth. Wenn ausländische Künstlerinnen und Künstler zu einer deutschen Ausstellung eingeladen würden, müssten sie wissen, »was historische Verantwortung gerade hier bedeutet«. dpa/ja

Würzburg

Barbara Honigmann erhält Jehuda-Amichai-Literaturpreis

Den Förderpreis erhält die Ukrainerin Marianna Kijanowska

 20.09.2024

Lesen!

»Fenster in der Nacht«

Eine Graphic Novel von Neal Shusterman und dem amerikanischen Comiczeichner Andrés Vera Martínez

von Katrin Diehl  20.09.2024

Berlin

»Autor, Friedensaktivist, Ikone«

Die erste Biografie zu Amos Oz erscheint

von Leticia Witte  20.09.2024

Kino

Die Frau in Hitlers Badewanne

Lee Miller war Model, Muse und Kriegsreporterin. Was sie sah, nahm ihr den Weg zurück in ihr altes Leben

von Sophie Albers Ben Chamo  20.09.2024

Fernsehen

Viele Jahre bis zum großen »Hallelujah«

Arte zeigt ein sehr sehenswertes Porträt des kanadischen Sängers Leonard Cohen

von Ulrich Kriest  20.09.2024 Aktualisiert

Interview

»Dieses Land hat keine Zeit«

Die Fotojournalistin Sara Klatt über Israel, ihren ersten Roman und Namen als Identitäten

von Joshua Schultheis  19.09.2024

Heidelberg

Andreas Brämer wird neuer Leiter der Hochschule für Jüdische Studien

Der Judaist löst im Oktober Werner Arnold ab

 18.09.2024

Zahl der Woche

10 Medaillen

Fun Facts und Wissenswertes

 18.09.2024

Bonn

Ausstellung »Nach Hitler« im Haus der Geschichte

Heute wird die Schau eröffnet

von Christoph Driessen  18.09.2024