Herr Knappstein, auch in diesem Jahr mussten Karnevalisten auf vieles verzichten: Sitzungen wurden abgesagt, Umzüge gestrichen. Geht trotz Corona doch noch etwas in den kommenden Tagen?
2021 tendierte es gegen null. Das ist in diesem Jahr schon ein wenig mehr, vor allem jetzt zum Ende der Session. Durch die Lockerungen ist mehr möglich. Wobei wir von den »Kölsche Kippa Köpp« davon leider nicht profitieren, denn unsere eigenen Veranstaltungen wären bereits Anfang Januar gewesen, und damals musste noch alles abgesagt werden. Wir hätten sonst in der Synagogen-Gemeinde unseren karnevalistischen Frühschoppen »Falafel und Kölsch« gefeiert. Außerdem hätten wir im Wohlfahrtszentrum der Gemeinde eine Benefizveranstaltung abgehalten. Wir sind aber noch bei anderen Vereinen eingeladen und zeigen dort Präsenz.
Der Rosenmontagsumzug kann erneut nicht stattfinden, gibt es einen Ersatz?
Es gibt eine sehr abgespeckte Version, bei der eine Runde im Stadion des 1. FC Köln gedreht wird. Die Persiflage-Wagen werden über die Stadt verteilt und können an unterschiedlichen Orten angeschaut werden.
Werden die »Kippa Köpp« mit dabei sein?
Generell können wir uns so ein Highlight natürlich gut vorstellen. Doch dort können nur Mitgliedsvereine des »Festkomitees Kölner Karneval« mitfahren, und das sind wir bisher nicht.
Wie viele Mitglieder hat Ihr Verein gut vier Jahre nach der Gründung?
Wir haben gerade in der vergangenen Woche die 100 geknackt, davon sind über 60 Personen Fördermitglieder.
Was ist bei einem jüdischen Karnevalsverein denn anders als bei nichtjüdischen?
Erst mal nichts. Wir sind Jüdinnen und Juden, die in Köln den Karneval feiern, auch schon vor Gründung der »Kippa Köpp«. Die meisten sind auch noch Mitglieder anderer Karnevalsvereine. Wir haben aber auch nichtjüdische Mitglieder. Die merken schon, dass wir uns Gedanken machen über Dinge, die in anderen Vereinen nicht so präsent sind. Wenn etwa der 27. Januar ansteht, der Tag des Gedenkens an die Befreiung von Auschwitz, erinnern wir natürlich auch daran. Das ist bei anderen Vereinen nicht so präsent. Auch außerhalb der Session werden bei uns zum Beispiel gemeinsam Feiertage begangen, wie etwa Purim oder Pessach. Das ist für Menschen, die nicht jüdisch sind, neu und – anders. Wir bringen in dem Verein die verschiedenen Facetten unseres Lebens zusammen, wozu der Karneval, primär aber auch das Jüdischsein gehört.
Gibt es mittlerweile vergleichbare Vereine auch in anderen Städten?
Ich behaupte ja immer, wir sind der einzige jüdische Karnevalsverein weltweit. Und so lange niemand widerspricht, würde ich sagen: Wir sind die Einzigen!
Mit dem Präsidenten der »Kölsche Kippa Köpp« sprach André Anchuelo.