Nachruf

Die Vielgeliebte des französischen Films: Anouk Aimée

Anouk Aimee (1932 - 2024) Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress

Bei der französischen Schauspielerin Anouk Aimée gingen ungewöhnliche Schönheit und außerordentliches Talent eine einzigartige Verbindung ein. Der italienische Starregisseur Federico Fellini nannte sie »die beste Schauspielerin der Welt«, der deutsche Schauspieler O.W. Fischer meinte: »Mademoiselle Aimée ist ein Wunder - strahlend schön und eine begnadete Künstlerin.«

Nun ist die Film-Diva im Alter von 92 Jahren gestorben. Das bestätigte ihr Agent am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.

In ihrer langen Karriere spielte die Tochter eines Schauspielerehepaars überwiegend Liebesgeschichten, in denen sie mit ihrem Mona-Lisa-Gesicht und dem sehnsüchtigen Blick scheue, rätselhafte und verschlossene Frauen spielte.

»La Dolce Vita«

Ein Liebesfilm war es denn auch, der Aimées Ruhm ins geradezu Legendäre steigerte: »Ein Mann und eine Frau«. Eine bittersüße Lovestory von Regisseur Claude Lelouch aus dem Jahr 1966, für den sie eine Oscar-Nominierung erhielt und den Golden Globe und den British Academy Film Award gewann. In dem Film verliebt sie sich in einen verwitweten Rennfahrer.

Aimée arbeitete mit den bedeutendsten Regisseuren und Schauspielern ihrer Zeit. Fellini besetzte sie in »La Dolce Vita« und »Achteinhalb«. Mit Robert Altman drehte sie »Prêt-à-Porter«, mit Jacques Demy »Das Fotomodell«.

Lesen Sie auch

Zu ihren berühmten Filmpartnern und -partnerinnen gehörten Marcello Mastroianni, Michel Piccoli, Dirk Bogarde und Catherine Deneuve. Ihre Chemie mit Jean-Louis Trintignant führte zu einer lebenslangen beruflichen Partnerschaft, die 2019 in »Die schönsten Jahre eines Lebens« einen krönenden Abschluss fand.

Viel geliebt

Die Schauspielerin mit jüdischem Familienhintergrund, die mit bürgerlichem Namen Nicole Dreyfus hieß, machte ihrem Namen Aimée - die viel Geliebte - alle Ehre. Sie gehört zu den wenigen internationalen Stars, die sowohl von der Fachwelt als auch der Kritik und dem Publikum geschätzt wurden.

Wie sie zu ihrem Pseudonym kam? Der französische Dichter Jacques Prevert, den sie in ihren ersten Filmen kennengelernt hatte, schlug ihr vor, sich so zu nennen, wie er sie sah, als beliebte und viel geliebte Schauspielerin.

»Ich hatte diesen Namen ganz schnell verinnerlicht und deshalb dachte ich, das sei ein einprägsames Pseudonym«, sagte die am 27. April 1932 in Paris geborene Französin.

Bleibender Eindruck

Auch außerhalb der Filmwelt hinterließ Anouk Aimée einen bleibenden Eindruck. Der Pariser Couturier Emanuel Ungaro machte sie in den 80er Jahren zu seiner Muse und benannte ein Parfüm nach ihr: »Diva«.

Ihre Leidenschaft fürs Kino zeigte sich in unermüdlicher Arbeit. »Solange die Kamera mich erträgt, werde ich die Kamera lieben«, sagte sie einmal. So war sie noch 2019 in »Die schönsten Jahre eines Lebens« von Claude Lelouch zu sehen. Sie spielte noch einmal an der Seite von Jean-Louis Trintignant (1930-2022), für den es die letzte Rolle war.

Mit dem Film schloss der französische Regisseur eine Trilogie ab, die 1966 begann und 1986 ihre Fortsetzung mit »Ein Mann und eine Frau - 20 Jahre später« fand.

Veranstaltungen

Sehen. Hören. Hingehen.

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 21. November bis zum 28. November

 21.11.2024

Liedermacher

Wolf Biermann: Ein gutes Lied ist zeitlos gut

Er irre sich zuweilen, gehöre habe nicht zu den »irrsten Irrern«, sagt der Liedermacher

 21.11.2024

Nachruf

Meister des Figurativen

Mit Frank Auerbach hat die Welt einen der bedeutendsten Künstler der Nachkriegsmoderne verloren

von Sebastian C. Strenger  21.11.2024

Berlin

Ausstellung zu Nan Goldin: Gaza-Haltung sorgt für Streit

Eine Ausstellung würdigt das Lebenswerk der Künstlerin. Vor der Eröffnung entbrennt eine Debatte

von Sabrina Szameitat  21.11.2024

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 21.11.2024

Fachtagung

»Kulturelle Intifada«

Seit dem 7. Oktober ist es für jüdische Künstler sehr schwierig geworden. Damit beschäftigte sich jetzt eine Tagung

von Leticia Witte  20.11.2024

Meinung

Maria und Jesus waren keine Palästinenser. Sie waren Juden

Gegen den Netflix-Spielfilm »Mary« läuft eine neue Boykottkampagne

von Jacques Abramowicz  20.11.2024

Berlin

Von Herzl bis heute

Drei Tage lang erkundet eine Tagung, wie der Zionismus entstand und was er für die jüdische Gemeinschaft weltweit bedeutet

 20.11.2024

Antisemitismus

»Verschobener Diskurs«

Nina Keller-Kemmerer über den Umgang der Justiz mit Judenhass und die Bundestagsresolution

von Ayala Goldmann  20.11.2024